Universitätsgebäude am Wilhelmsplatz in Göttingen
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Göttingen
Professoren wehren sich gegen Präsidenten-Wahl

Sascha Spoun wird ab 2020 neuer Präsident der Universität Göttingen. Gegen die Wahl protestieren zahlreiche Professorinnen und Professoren.

18.07.2019

An der Universität Göttingen haben 49 Professorinnen und Professoren eine "Protestnote" gegen die Wahl des neuen Präsidenten unterzeichnet. Darin protestieren sie gegen den Wahlvorgang, der zwar juristisch legal, jedoch "einer renommierten Universität unangemessen sei". Sie fordern den Rücktritt des Stiftungsratsvorsitzenden und drängen den niedersächsischen Wissenschaftsminister, gemeinsam mit der Göttinger Professorenschaft einen "Ausweg aus der Krise" zu suchen.

Bei der mit großer Mehrheit des Senats und des Stiftungsrats der Stiftungsuniversität am 20. Juni erfolgten Präsidentenwahl, wurde Professor Sascha Spoun von der Findungskommission als alleiniger Kandidat präsentiert. Die Unterzeichner des Briefes sind der Ansicht, es liege seitens Spouns kein derart beeindruckendes Konzept zur Hochschulentwicklung vor, das es rechtfertigen würde, ihn als alternativlos zu präsentieren. Zudem habe es sehr wohl personelle Alternativen gegeben.

Spoun war zunächst als "Berater" der Findungskommission aus Vertretern des Senats, des Stiftungsausschusses und einer Personalberatungsfirma aufgetreten. Dabei konnte er laut Protestbrief Einsichten in den Besetzungsvorgang gewinnen. Beim Bemühen das "zweifelhafte Verfahren" und widersprüchliche Aussagen bezüglich Spouns Rolle in der Findungskommission aufzuklären, hätten Senat und Stiftungsausschuss versagt.

Auch eine vorherige Bitte seitens 93 Göttinger Professoren und Professorinnen aus acht Fakultäten hätten Senat und Stiftungsausschuss ignoriert. In dem Aufruf forderten diese, die Wahl zu verschieben, um vorab eine öffentliche Vorstellung des Kandidaten und eine Auseinandersetzung mit diesem zu ermöglichen.

Die Reputation leidet

"Wir halten es für ein fatales Signal, unsere Forschungsuniversität durch einen forschungsfernen, in seinem bisherigen Wirken als Präsident einer anderen niedersächsischen Hochschule höchst umstrittenen Manager vertreten zu lassen", schreiben die Göttinger Professorinnen und Professorinnen in ihrem Protestbrief. Darunter leide die Außenwirkung der Hochschule. Spoun selbst sagte in seiner Rede im Anschluss an die Wahl, die Reputation der Universität hänge von jedem Einzelnen ab und appellierte an eine "akademische Gemeinschaft".

Der 50-jährige Wirtschaftswissenschaftler Sascha Spoun ist seit 2006 Präsident der Universität Lüneburg und Gastprofessor an der Universität St. Gallen. Sein Göttinger Amt soll er Anfang 2020 antreten.

Die Protestnote liege den verantwortlichen Gremien der Universität (Senatoren, Stiftungsrat und Spoun) seit etwa einer Woche vor. Bisher hätten diese nicht darauf reagiert, teilte einer der Initiatoren des Briefs mit. Neben den 49 Unterzeichnern würden viele weitere Kolleginnen und Kollegen den Aufruf unterstützen, die jedoch aus Furcht um Negativfolgen nicht unterzeichnet hätten.

ckr