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Hochschulleitung
Uni Göttingen weist Vorwürfe der Wahl-Manipulation zurück

Die Wahl von Sascha Spoun zum neuen Präsidenten der Universität Göttingen wird von Professoren kritisiert. Nun äußert sich die Universität.

25.07.2019

Die Universität Göttingen hat Vorwürfe von Professoren zurückgewiesen, das Verfahren zur Wahl des künftigen Präsidenten der Universität, Professor Sascha Spoun, sei nicht korrekt verlaufen. Auf Nachfrage von Forschung & Lehre heißt es, Spoun sei seitens der Findungskommission der Universität "aktiv angesprochen" worden.

Man habe ihn zunächst dafür gewinnen können, "mit der Findungskommission in einen Gedankenaustausch ("Expertengespräch") über die künftige strategische Ausrichtung der Universität einzutreten". Nach Ansicht der Universität habe dieser Sitzungsteil "keine inhaltlichen oder verfahrensmäßigen Sonderkonditionen im Vergleich zu den Vorstellungen der übrigen Bewerberinnen und Bewerber" aufgewiesen.

Allerdings sei er als "Expertengespräch" und nicht als "Vorstellung" abgehalten worden, da sich Spoun "zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu einer Kandidatur entschlossen hatte". Mit Spoun seien Fragen zur Sicht auf die Universität Göttingen und ihre Zukunftsperspektiven erörtert worden, die die Findungskommission auch mit den übrigen Bewerberinnen und Bewerbern dieser Verfahrensstufe diskutiert habe. "Herr Spoun erhielt hierfür kein Honorar", betont die Universität Göttingen.

Von den Antworten und weiterführenden Gedanken von Spoun "beeindruckt", habe ihn die Findungskommission nach dem Expertengespräch dazu "ermuntert", sich als Kandidat "in das Besetzungsverfahren zu begeben".  Die Universität Göttingen betont gegenüber "Forschung & Lehre", dass das Verfahren "rechtsfehlerfrei" durchgeführt worden sei.

Professoren bezweifeln Kompetenz

Zu dem Vorwurf der Professoren, Spoun erfülle nicht die in der Ausschreibung verlangte Voraussetzung einer "Führungspersönlichkeit, die über internationale Reputation und profunde Lehrerfahrungen verfügt", sagte die Universität gegenüber Forschung & Lehre: "Herr Spoun ist Wirtschaftswissenschaftler und trägt den Titel Prof. (HSG), da er seit 2006 Gastprofessor für Universitätsmanagement an der Universität St. Gallen (HSG) in der Schweiz ist. Diese Universität gehört in den Wirtschaftswissenschaften zu den international renommiertesten Universitäten. Die Tatsache, dass er nicht habilitiert ist, wurde in der Findungskommission in keiner Weise als Hinderungsgrund dafür gesehen, ihn dem Senat zur Wahl zu empfehlen."

Professoren hatten der Universität in einer Protestnote vorgeworfen, Spoun habe kein Konzept zur Hochschulentwicklung vorgelegt, das es rechtfertigen würde, ihn als alternativlos zu präsentieren. Zudem habe es sehr wohl personelle Alternativen gegeben. Auch habe in "verfahrenstechnischer Hinsicht" bisher der Verdacht nicht ausgeräumt werden können, dass Spoun als "Berater", als der er sich selbst bezeichne, Einsichten in den Besetzungsvorgang des schließlich ihm selbst übertragenen Amtes nehmen konnte, die ihm zum Vorteil gereicht hätten.

Auch eine vorherige Bitte seitens 93 Göttinger Professoren und Professorinnen aus acht Fakultäten hätten Senat und Stiftungsausschuss ignoriert. In dem Aufruf hatten diese gefordert, die Wahl zu verschieben, um vorab eine öffentliche Vorstellung des Kandidaten und eine Auseinandersetzung mit diesem zu ermöglichen.

gri