Das Foto zeigt einen Akku mit der Aufschrift Energikosten.
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Rheinland-Pfalz und Hessen
Unis wollen Energie sparen

Die Energiekosten steigen immens. Das betrifft auch die Unis, deren Einsparpläne konkreter werden. Vorschläge aus Rheinland-Pfalz und Hessen.

31.07.2022

Niedrigere Raumtemperaturen und verkürzte Öffnungszeiten: Auch an den Hochschulen in Rheinland-Pfalz ist Energiesparen angesagt. "Heute liegen die Mehrkosten für die Energieversorgung unserer Universität im Vergleich zum Vorjahr bei über zehn Millionen Euro – Tendenz steigend. Das entspricht rund sieben Prozent unseres jährlichen Gesamtbudgets", erklärte die Technische Universität (TU) Kaiserslautern. Der jährliche Bedarf entspreche etwa dem einer Kleinstadt mit 16.000 Einwohnern. Um Energie zu sparen, sollten die Räume nun nur noch bis auf 20 Grad geheizt werden. Zudem solle mit einer Kampagne an der Uni über energiebewusstes Verhalten aufgeklärt werden.

Auch an der Uni Trier wird überlegt, ab dem Herbst die Raumtemperatur zu senken. Verkürzte Öffnungszeiten sind ebenfalls ein Thema, wie die Hochschule mitteilte. Zudem sei bereits in der Vergangenheit der Energieverbrauch kontinuierlich gesenkt worden. "Es wurden Photovoltaik-Anlagen errichtet, eine weitere wird in diesem Jahr gebaut, fertige Konzepte für Erweiterungen liegen vor."

An der Universität Koblenz-Landau wurde bereits vor zwei Jahren ein Energiesparprojekt entwickelt. Dieses werde nun umgesetzt, berichtete die Hochschule. "Eine wichtige Maßnahme ist dabei der Einsatz möglichst energieeffizienterer Anlagen, zum Beispiel Heizungen." An der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz bestehen den Angaben nach ebenfalls schon seit Jahren Maßnahmen für einen sparsamen Energieverbrauch. Derzeit gebe es zudem "erste Überlegungen, wie mit einer umfassenden Energiekrise umzugehen wäre", teilte die Uni mit.  

Ganz grundsätzlich sagte der Vorsitzende der Landeshochschulpräsidentenkonferenz, Professor Michael Jäckel, der auch Präsident der Trierer Uni ist, kürzlich nach einem Treffen mit Wissenschaftsminister Clemens Hoch (SPD) zu dem Thema, die Hochschulen bereiteten sich auf Energieengpässe vor. Es gehe um Sparmaßnahmen und Szenarien für die Präsenzlehre bei effizientem Energieeinsatz. "Hier will und muss man auch Vorbild sein. Der Dialog dazu läuft an vielen Stellen auf Hochtouren", sagte Jäckel.

Langfristig lasse sich durch energetische Sanierung Energie einsparen. An den Gebäuden der Universitäten und Hochschulen habe jedoch der Zahn der Zeit teilweise so kräftig genagt, dass substanzielle Sanierungen erforderlich seien. Hier mahnten die Präsidentinnen und Präsidenten ein stärkeres Problembewusstsein der Entscheidungsträger an und drängten auf ein höheres Tempo und eine Ausweitung der Sanierungsmaßnahmen.

Hessische Hochschulen planen Energiesparmaßnahmen

Auch Hessens Hochschulen überlegen, wie sie im kommenden Wintersemester Energie sparen können. So hat etwa die Justus-Liebig-Universität (JLU) in Gießen ein erstes Maßnahmenpaket beschlossen. Nach Angaben der Uni sollen die Zeiten der Labornutzung angepasst, Außenbereiche auf dem Campus kürzer beleuchtet und Lehrräume "deutlich zurückhaltender" beheizt oder gekühlt werden. Außerdem werde die Universität in diesem Winter nicht nur zwischen den Jahren, sondern auch in der ersten Januarwoche geschlossen bleiben. Man plane allerdings nicht, die Uni auch außerhalb der vorlesungsfreien Zeit ganz oder teilweise zu schließen: "Die digitale Lehre hat ihre Grenzen, und wir halten es für falsch, das Energieproblem in den privaten Bereich zu verlagern", erklärte eine Sprecherin.

An der Philipps-Universität in Marburg überlege man auch, die Raumplanung für die Lehrveranstaltungen anzupassen, erklärte eine Sprecherin. Für den Fall, dass das Gas tatsächlich knapp werden sollte, erarbeite die Uni Notfallpläne, die kritische Infrastrukturen wie Rechenzentren, Tierhaltung und Labore mit erhöhten Sicherheitsanforderungen absichere.

Was die Beheizung der Wohnheime betrifft, könne man eine vertretbare Absenkung momentan nicht ausschließen. Das teilte eine Sprecherin des Studentenwerks Frankfurt mit Blick auf den Herbst und Winter mit: "Steigende Energiekosten, Umsatzeinbrüche im Zuge der pandemiebedingten Mensa-Schließungen sowie die Auswirkungen einer immer noch vergleichsweise geringen Präsenz der Studierenden an den Hochschulen erfordern eine Verbesserung der Einnahmesituation". Auch etwaige Erhöhungen der Preise und Mieten würden geprüft.

Das Deutsche Studentenwerk und die Hochschulrektorenkonferenz hatten bereits im Juli an Bund und Länder appelliert, dafür Sorge zu tragen, dass der Hochschulbetrieb und die sozialen Angebote im kommenden Wintersemester auch bei einer möglichen Energie- und Gasknappheit grundsätzlich aufrechterhalten werden können. "Die rund 2,9 Millionen Studierenden müssen zudem bei möglichen staatlichen Hilfen gegen Inflation und Energiepreis-Krise unbedingt berücksichtigt werden", forderten die beiden Einrichtungen in ihrer gemeinsamen Mitteilung.

aktualisiert am 01.08.2022 um 13.04 Uhr, zuerst veröffentlicht am 31.07.2022

dpa/gri