

Studie
Wer tatsächlich von der Exzellenzinitiative profitierte
Die deutsche Exzellenzinitiative sollte nicht nur Spitzenforschung fördern, sondern auch die Qualität des Hochschul- und Wissenschaftsstandortes Deutschland in der Breite anheben. Wie eine aktuelle Studie zeigt, profitierten tatsächlich aber vor allem große Fächer mit vielen Professuren und erheblicher Drittmittelfinanzierung von der zwischen 2005 und 2017 durchgeführten Initiative, die inzwischen durch die Exzellenzstrategie abgelöst wurde.
Frühere Untersuchungen hätten die Auswirkungen der Exzellenzinitiative auf ganze Universitäten in den Blick genommen. Die aktuelle Studie analysiere die Auswahlkriterien auf der Ebene wissenschaftlicher Fächer und untersuche, welche institutionellen Faktoren die Wahrscheinlichkeit für eine Förderung erhöhten. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppe rund um den Wuppertaler Organisationssoziologen Professor Thomas Heinze wurden unter dem Titel "Field size as a predictor of 'excellence'" in der Online-Fachzeitschrift "PLOS One" veröffentlicht.
Drei Aspekte entscheidend für Erfolg
Laut Studie haben sich vor allem drei Aspekte auf den Fördererfolg ausgewirkt: Überdurchschnittlich oft gefördert wurden große Fächer mit vielen Professuren und umfangreicher Forschungsinfrastruktur. Signifikant bessere Chancen hatten zudem Fächer mit hohen Drittmitteleinnahmen. Und schließlich war die Erfolgswahrscheinlichkeit in der zweiten Förderphase (2012–2017) maßgeblich von einer Förderung in der ersten Phase (2006–2011) abhängig.
Die Exzelleninitiative habe also bestehende Verhältnisse nur reproduziert und weiter verstärkt, schlussfolgern die Autorinnen und Autoren der Studie. Nicht die relative wissenschaftliche Produktivität, die zum Beispiel über den Publikationsoutput gemessen werden könne, sondern die absolute Größe eines Fachs und seine Finanzierung über Drittmittel seien entscheidend gewesen.
"Vor dem Hintergrund internationaler Vergleichsstudien, die zeigen, dass exzellente Forschung häufig in kleineren, hochspezialisierten Teams entsteht, wirft diese Entwicklung kritische Fragen auf", betont Heinze. Andere Länder, wie beispielsweise die Niederlande, würden sich um eine breitere Förderung bemühen. Zukünftige Förderprogramme müssten sich entsprechend stärker an qualitativen Leistungsindikatoren orientieren und innovative Fächer unterstützen.
Themenschwerpunkt "Exzellenz"
Die Exzellenzstrategie ist ein Programm von Bund und Ländern. Es soll den Wissenschaftsstandort Deutschland stärken und seine internationale Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Ausgezeichnet werden "Exzellenzcluster" und "Exzellenzuniversitäten". Das Programm ist Nachfolger der "Exzellenzinitiative" von 2007 bis 2017. Mehr dazu in unserem Themenschwerpunkt "Exzellenz".
hes
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