Gesprächsrunde
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Internationale Studie
Zu wenig Geld für Wissenstransfer an Hochschulen

Die gesellschaftlichen Erwartungen an Hochschulen steigen. Auch deutsche Unis bauen ihre Aktivitäten aus – einiges ist jedoch nicht klar geregelt.

12.04.2019

Das gesellschaftliche Engagement von Universitäten wird in Deutschland nicht so klar kommuniziert wie in anderen Ländern. Auch sind die Aktivitäten oftmals nicht institutionalisiert. Dies führt dazu, dass diese stärker überlappten als im Ausland. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "The Place of Universities in Society" von der Universität Oslo, die Universitäten in sechs Ländern verglichen hat.

Untersucht wurden die LMU München, die RWTH Aachen, die TH Köln, die Universität Duisburg-Essen sowie die Universität Heidelberg.

Die gesellschaftlichen Anforderungen an Universitäten sind der Studie zufolge weltweit gestiegen und vielfältig: So sollen Hochschulen eine wachsende Zahl an Studierenden ausbilden, verschiedene soziale Gruppen einbinden und auf die Bedürfnisse eines veränderten Arbeitsmarktes reagieren. Gleichzeitig soll Forschung international konkurrenzfähig sein und zur Lösung globaler Zukunftsfragen beitragen sowie eine anwendungsorientierte Forschung die Wirtschaft an ihrem regionalen Standort stärken.

Fokus auf globale Herausforderungen

In ihrer "Third Mission" fokussierten sich die Universitäten auch in Deutschland vor allem auf den Austausch zwischen Hochschulen, Privatwirtschaft und Industrie. Initiativen mit zivil-gesellschaftlichem Fokus seien eher schwach institutionalisiert. Die Divergenz sei dabei in Deutschland aber nicht so groß wie in anderen Ländern.

Innovative Konzepte seien vor allem in der Lehre zu finden. Neuerungen fokussierten sich in Deutschland vor allem auf didaktische Aspekte. Lehrangebote würden interdisziplinärer, digitale Technologien würden erprobt. Beispielhaft nennt die Studie etwa Online-Kurse ("MOOCs") und Online-Spiele sowie interdisziplinäre Projektwochen.

Bei den forschungsstarken Universitäten LMU und Heidelberg liege der Fokus dabei insgesamt stärker auf der Verknüpfung zwischen Forschung und Lehre. Es gebe zwar auch hier digitale Lehrkonzepte, aber diese seien stärker themengebunden. So fokussiere sich die LMU etwa auf Trend-Themen wie Ernährung oder Lebensstil.

Auch in der Forschung konzentrierten sich die Universitäten stärker als noch vor einigen Jahren an globalen gesellschaftlichen Herausforderungen. Die RWTH habe dafür beispielsweise acht Kerngebiete definiert, darunter Energie, die medizinische Forschung und Technologie. Die TH Köln forscht mit einem stärkeren regionalen Bezug als die anderen Hochschulen, etwa zur Einbindung von Immigranten in den deutschen Arbeitsmarkt.

Mangelnde Grundfinanzierung erfordert freiwilliges Engagement

Gebremst würden Hochschulen in Deutschland der Studie zufolge durch die mangelnde Grundfinanzierung gegenüber den gestiegenen gesellschaftlichen Anforderungen. Das führe zu Engpässen, weil Angebote natürlich auch kostenlos angeboten werden müssten – schließlich werden sie über öffentliche Gelder finanziert.

Eine Vielzahl der Aktivitäten beruhe in Deutschland auf dem "freiwilligen und freien" Einsatz von wissenschaftlichem Personal und oftmals Studierenden. Hinzu kämen verhältnismäßig strikte Regelungen für die Vergabe von Geldern oder beim Urheberrecht. Beides erschwere die Zusammenarbeit mit außeruniversitären Partnern.

Die große Autonomie von Professorinnen und Professoren führe in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern zu einer stärkeren Diskrepanz zwischen denjenigen, die sich im Wissenstransfer einsetzten und denjenigen, die dies nicht tun.

Die Studie "The Place of Universities in Society" bereitet das dritte "Global University Leaders Council Hamburg" vor, das im Juni 2019 Präsidentinnen und Präsidenten von Forschungsuniversitäten aus der ganzen Welt in Hamburg zusammenbringt. Der Rat ist eine gemeinsame Initiative der Hochschulrektorenkonferenz, der Körber-Stiftung und der Universität Hamburg. Das Forum will nach eigenen Angaben den Prozess der weltweiten Hochschulentwicklung strategischer gestalten. Untersucht wurden neben Deutschland auch Chile, Großbritannien, Japan, Kanada, Südafrika.

kas/ckr