

Deutscher Akademischer Austauschdienst
Akademischer Austausch in konfliktreichen Zeiten
Globale Herausforderungen verändern den internationalen akademischen Austausch. Die geopolitische Lage unterscheidet sich deutlich von der Situation von vor fünf Jahren, wie der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) in seiner am Donnerstag veröffentlichten "DAAD-Strategie 2030" beschreibt, die "Forschung & Lehre" vorab vorlag. Die Organisation verweist auf offene Konflikte und Kriege, das Erstarken autokratischer Regime und vermehrte globale Spannungen. Daher müsse auch die künftige Außenwissenschaftspolitik eine andere sein. In dem Papier, dass die strategischen Ziele der Organisation bis 2030 umreißt, erläutert sie, wie akademische Kooperationen unter zunehmend komplexen politischen Rahmenbedingungen stattfinden können und welchen Beitrag sie dabei leisten möchte.
"Es gilt, wissenschaftsbasiert und grenzüberschreitend zu denken, um die Position Deutschlands und seiner Hochschulen im weltweiten Wissenschaftssystem zu sichern", so DAAD-Präsident Professor Joybrato Mukherjee. Die Arbeit des DAAD in den kommenden Jahren habe daher vier Schwerpunkte: die Stärkung Deutschlands als Wissenschafts-, Innovations- und Wirtschaftsstandort, die Suche nach nachhaltigen Lösungen für globale Herausforderungen, den Ausbau der Wissenschaftsdiplomatie und die Förderung von Demokratie und gesellschaftlichem Zusammenhalt.
Realpolitische Perspektive auf internationalen akademischen Austausch
Die internationale Sichtbarkeit deutscher Hochschulen soll erhöht und ihre Vernetzung mit internationalen Partnern müsse ausgebaut werden, so der DAAD. Bestehende Partnerschaften sollten erhalten und ausgebaut werden. So werde die Beratung der deutschen Hochschulen bei der Gestaltung von internationaler Kooperationen in herausfordernden Kontexten immer wichtiger. Unter Außenwissenschaftsrealpolitik beschreibt die "Strategie 2030", bei der internationalen akademischen Zusammenarbeit die Herausforderungen und Konflikte mitzudenken: Es müsse "risikoreflexiv" gehandelt werden.
Die vorherige "Strategie 2025" aus dem Jahr 2020 hatte noch die "Außenwissenschaftspolitik in Zeiten wachsender Instabilität" beschrieben. Die Ziele waren damals ähnliche, allerdings war das Ausmaß der aktuellen Konflikte nicht absehbar. Die Einleitung enthielt den Hinweis, dass das Kerngeschäft des DAAD, der akademische Austausch, immer mehr von den gesellschaftlichen und politischen Bedingungen von Internationalisierung geprägt würde. Sie nannte konkrete Zielmarken, wie den prozentualen Anteil internationaler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an deutschen Hochschulen, der bis 2025 erreicht werden sollte.
"Krisenresilienz und Handlungsfähigkeit in unvorhergesehenen Situationen und Konstellationen" DAAD-Strategie 2030
Die aktuelle Strategie verweist auf geopolitische "Unwägbarkeiten" und "nicht vorhersehbare Ereignisse", denen zum Trotz sie als Orientierungsrahmen gelte, nennt aber allgemein weniger Zahlen als die Vorgängerstrategie. Es geht der Organisation laut "Strategie 2030" mehr um "die Stärkung von Krisenresilienz und Handlungsfähigkeit in unvorhergesehenen Situationen und Konstellationen".
Der DAAD betont die Wichtigkeit der Zusammenarbeit und möchte besonders seine europäische Identität stärken. Die Organisation werde bei der Ausgestaltung des europäischen Hochschul- und Forschungsraums eng mit europäischen Partnerorganisationen zusammenarbeiten. Überhaupt möchte sie sich bei der "Gestaltung einer europäischen Außenpolitik" einbringen.
Ein "richtungsweisender Kompass" für die Zukunft
Die neue Strategie solle als "richtungsweisender Kompass" für die Zukunft dienen. So möchte der DAAD in dem Jahr, in dem die Organisation ihr 100-jähriges Bestehen feiert, einen "maßgeblichen Beitrag für die grenzübergreifende und wissenschaftsbasierte Gestaltung von positivem Wandel" leisten.
"Der DAAD schöpft dabei aus seiner langen Geschichte", erläutert DAAD-Präsident Mukherjee gegenüber "Forschung & Lehre". Diese reiche "vom liberalen Aufbruch in der Weimarer Republik, der Gleichschaltung und dem moralischen Bankrott während der nationalsozialistischen Herrschaft, dem Wiederaufbau der internationalen Wissenschaftsbeziehungen nach dem Zweiten Weltkrieg" bis in die Gegenwart.
cpy