Gerhard Schröder im Dezember 2021
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Universität Göttingen
Altkanzler Schröder soll Ehrendoktor ablegen

Die Uni Göttingen hat Gerhard Schröder aufgefordert, seine Ehrendoktorwürde abzulegen. Der Altkanzler steht wegen seiner Nähe zu Putin in der Kritik.

28.04.2022

Die Georg-August-Universität Göttingen hat Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) wegen seiner Positionierung im Ukraine-Krieg aufgefordert, seine Ehrendoktorwürde niederzulegen. Dies teilten der Senat, das Präsidium und die Dekanninen und Dekane der Uni am Mittwoch mit. Zuvor war Schröder für Gespräche dort gewesen. Vor dem Hintergrund des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine folgt die Universität nach eigenen Angaben konsequent der politischen Vorgabe, alle Hochschul- und Forschungskooperationen sowie wirtschaftliche Transaktionen mit Russland auf Eis zu legen.

"Für die Universität Göttingen ist es daher unverständlich, dass mit Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder ein herausragender Alumnus und Ehrendoktor unserer Universität auch nach Wochen erbitterter Kriegshandlungen und einer sich immer weiter zuspitzenden humanitären Katastrophe in der Ukraine den verbrecherischen Angriffskrieg nicht klar als solchen benennt und seine Tätigkeiten in russischen Unternehmen zumindest ruhen lässt", heißt es in der Mitteilung.

Kooperation mit Russland nicht mit Leitbild der Uni vereinbar

Ein Festhalten an Ämtern im Wirtschaftsapparat des Aggressors sei mit dem Leitbild der Uni unvereinbar, das eine friedliche Welt anstrebe und an dem sich auch Träger von Auszeichnungen der Universität messen lassen müssten. "Gespräche mit ihm, in denen er uns auch seine Bemühungen zur Beendigung des Krieges schilderte, konnten unsere Bedenken nicht ausräumen, auch wenn wir jede Anstrengung zu einer baldmöglichsten Beendigung des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges begrüßen", erklärte die Hochschule.

Die naturwissenschaftlichen Fakultäten hatten Schröder den Titel im Jahr 2005 verliehen, weil er sich in seiner Zeit als Ministerpräsident von Niedersachsen (1990-1998) außerordentlich für die Förderung der Naturwissenschaften an der Uni eingesetzt habe. Darüber hinaus habe er als Bundeskanzler wichtige Anstöße für eine Debatte über die Biowissenschaften gegeben und damit zu einer kritischen Auseinandersetzung mit Biotechnologie und Lebenswissenschaften beigetragen. Schröder selbst hatte an der Universität Jura studiert.

Der Altkanzler steht seit Beginn des Krieges wegen seiner Haltung zu Kremlchef Wladimir Putin zunehmend unter politischen und öffentlichen Druck, wie mehrere Medien berichten. Diskutiert werde etwa über einen Ausschluss aus der SPD sowie Sanktionen. Verschiedene andere Ehrentitel habe Schröder bereits zurückgegeben oder verloren.

dpa/ckr