

US-Wissenschaft
Anti-Diversitätspolitik und ihre Folgen
Das US-Bildungsministerium hat Untersuchungen gegen etwa 50 Hochschulen eingeleitet. Sie hätten gegen die Anordnung der Regierung verstoßen, ihre Programme im Bereich der Diversitäts-, Gleichberechtigungs- und Inklusionsförderung (Diversity, Equity and Inclusion, DEI) einzustellen. Dies hat das Ministerium am Freitag mitgeteilt. US-Präsident Donald Trump hatte Bundesbehörden im Januar per Dekret angewiesen, ihre DEI-Programme zu beenden. Als weitere Folge von Trumps Dekret könnten auch internationale Wissenschaftsverlage Verkaufsflauten erleben, berichtet das britische Onlinemagazin "Times Higher Education" unter Bezug auf Universitätsverlage am Montag.
Einige Universitäten haben laut US-Bildungsministerium weiterhin Stipendien aufgrund von Hautfarbe vergeben. Bildungsministerin Linda McMahon erklärte der Mitteilung zufolge, Studierende müssten nach Leistung und Erfolg beurteilt werden, nicht nach ihrer Hautfarbe. "Von dieser Verpflichtung werden wir nicht abrücken." Eine Bevorzugung von eigentlich benachteiligten Studierenden käme einer Diskriminierung der anderen Studierenden gleich.
Top-Hochschulen im Fokus der Untersuchungen
Zu den Universitäten, gegen die Ermittlungen laufen, gehören prestigehafte Einrichtungen wie das Massachusetts Institute of Technology (MIT), Yale University, Duke University und die University of California Berkeley. Das US-Bildungsministerium nennt alle betroffenen Hochschulen in seiner Mitteilung. Mit den DEI-Programmen sollte seit Beginn ihrer graduellen Einführung in den 1960er Jahren sichergestellt werden, dass Menschen unterschiedlicher Herkunft, verschiedenen Geschlechts oder mit Behinderungen gleiche Chancen am Arbeitsplatz erhalten. Sie sollten besonders historisch bedingten Benachteiligungen von Menschen of Color oder Frauen entgegensteuern und sind 2020 nach Forderungen nach mehr Gerechtigkeit für Menschen unterschiedlicher Herkunft erweitert worden.
Gegen Trumps Dekret hat es bereits zahlreiche Klagen gegeben, wie verschiedene Medien berichten. Zuletzt habe die Trump-Regierung am Freitag nach einer Reihe von Rückschlägen einen Sieg errungen, so die britische Zeitung "The Guardian". Das Bundesberufungsgericht für den vierten Gerichtskreis (United States Court of Appeals for the Fourth Circuit) in Richmond, Virginia, hat demnach eine einstweilige Verfügung gegen das DEI-Dekret aufgehoben. Das Gericht ist eines von zwölf regionalen US-Bundesberufungsgerichten.
Sorge unter Wissenschaftsverlagen
Währenddessen fürchten Wissenschaftsverlage eine Flaute, da Universitätsbibliotheken in den USA bereits verhaltener neue Publikationen zu Themen wie Gender oder Rassismus ankauften, wie "Times Higher Education" berichtet. Die Verlage seien besorgt, dass US-Hochschulbibliotheken bald von Mittelkürzungen betroffen sein könnten, wenn sie weiter Bücher zu unliebsamen Thematiken anschafften. Dies könnte in der Folge den internationalen Markt beeinflussen.
Auch würde vermutlich weniger zu diesen Themen gearbeitet, da Forschungsförderorganisationen wie die National Institutes of Health (NIH) bereits Anfang März begonnen haben, die finanzielle Unterstützung für Forschungsprojekte zu streichen, die sich etwa mit Transgender Identitäten, Geschlechtergerechtigkeit und Klimawandel beschäftigten.
cpy