Studierende protestieren in Griechenland
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Kriminalität
Athen will Universitäts-Asyl einschränken

Griechische Universitäten sind traditionell polizei-freie Zonen. Viele aus Politik und Gesellschaft halten das für zunehmend problematisch.

06.08.2019

Die neue konservative Regierung in Griechenland will das weltweit einzigartige griechische Universitäts-Asyl beschneiden. An diesem Dienstagabend soll das Parlament darüber abstimmen. Die Polizei könnte dann künftig bei Unruhen und Kriminalfällen auf dem Campus eingreifen. Bisher war dies erst nach einem komplizierten Verfahren möglich, bei dem sowohl Rektorat als auch Studierendenvertreter zustimmen mussten. Anarchisten und Autonome haben bereits Gegenwehr angekündigt, berichten griechische Medien.

Das Universitäts-Asyl hat seine Wurzeln im Altertum. Es ist ein bis heute ungeschriebenes Gesetz und sollte ursprünglich freie Rede und Lehre garantieren. Seit dem vergangenen Jahrhundert gilt es vor allem für jene Menschen, die aus politischen Gründen Schutz vor der Polizei suchen. Mittlerweile ist es jedoch pervertiert: Drogendealer und illegale Kleinhändler nutzen die Hochschulen ebenso als Rückzugsort wie linke Randalierer, während die Polizei machtlos zuschauen muss. Zudem kommt es vor allem in Athen rund um den Campus fast jedes Wochenende zu Randale.

Viele Griechen befürworten Maßnahmen, die diesen Zustand beenden könnten. Immer wieder klagen unbeteiligte Studenten, dass ein normales, angstfreies Studieren nicht mehr möglich sei. Mit Spannung warten die Menschen nun jedoch darauf, wie die Regierung ihren Plan umsetzen will, ohne wie ein Polizeistaat zu wirken.

Den besonderen Status des politischen Asyls erhielt die bisherige Regelung während der Militärdiktatur in Griechenland: Am 17. November 1973 schlugen die Obristen einen Studierendenaufstand blutig nieder, es gab Tote und Verletzte. Der Aufstand gilt heute als Anfang vom Ende der Militärdiktatur.

aktualisiert: 6.8.19, 14:18 Uhr

dpa/kas