Das Bild zeigt das Logo der Renmin-Universität außerhalb des Campus.
picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Ng Han Guan

China
Belästigungsfall an Pekinger Eliteuniversität

In einem Video wirft eine Doktorandin ihrem Doktorvater sexuelle Belästigung vor. Die Regierung versucht entsprechende Vorwürfe zu unterdrücken.

23.07.2024

Die chinesische Renmin-Universität hat einen Professor entlassen, nachdem eine Doktorandin ihn einen Tag zuvor auf der Social-Media-Plattform "Weibo" der sexuellen Belästigung beschuldigt und Beweismittel veröffentlicht hatte. Das berichtete "The Guardian" gestern. Eine solche öffentliche Anschuldigung sei selten. Der Videobeitrag der Doktorandin habe große Unterstützung erfahren.

Auch die "Süddeutsche Zeitung" berichtete. Die Doktorandin habe angegeben, mehr als zwei Jahre körperlich und verbal misshandelt worden zu sein, nachdem sie den Professor 2022 abgewiesen hätte. Das Video der Doktorandin enthalte auch einige heimlich aufgezeichnete Audioclips, unter anderem sei zu hören, wie sie die Aufforderung zu einem Kuss abwehrt. Die Doktorandin verlange eine Bestrafung und Ersetzung ihres Doktorvaters, der sie zwei Jahre lang an ihrem Vorankommen behindert habe. 

Professor verliert Anstellung und Parteimitgliedschaft

Die Renmin-Universität teilte laut "The Guardian" am Montag mit, dass die Vorwürfe sich im Zuge der eilends durchgeführten Untersuchung bestätigt hätten. Der Professor, ein ehemaliger Vizedekan und ehemaliger Vertreter der Kommunistischen Partei an der Universität in Peking, sei entlassen worden, zudem sei ihm seine Parteimitgliedschaft entzogen worden.

Nachdem die #MeToo-Bewegung in China zunächst erstarkt sei, ist sie in den letzten Jahren laut Medienberichten von der regierenden Kommunistischen Partei unterdrückt worden, die soziale Bewegungen als potenzielle Bedrohung wahrnehme. Erst Mitte Juni war die chinesische Journalistin und Frauenrechtlerin Sophia Huang Xueqin zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Der "Süddeutschen Zeitung" zufolge habe mit ihr die chinesische #MeToo-Bewegungung begonnen, nachdem sie 2018 einen Belästigungsfall an einer anderen Pekinger Hochschule publik gemacht hatte.

hes