Portraitfoto von Günter M. Ziegler vor der Freien Universität Berlin.
David Ausserhofer

Präsidentinnen und Präsidenten
Berliner Unis haben gewählt

Die drei großen Berliner Universitäten haben in den letzten Wochen ihre Universitätsleitung neu gewählt. Ein Überblick.

16.02.2022

Am Mittwoch hat die Freie Universität (FU) Berlin als dritte große Berliner Universität ihren künftigen Präsidenten gewählt: Der Mathematikprofessor Günter M. Ziegler wurde im Amt bestätigt. In den letzten Wochen fanden auch an der Humboldt-Universität (HU) und der Technischen Universität (TU) Berlin Präsidentschaftswahlen statt. Somit haben die drei großen Berliner Universitäten nun alle neue Leitungen. Gemeinsam bilden sie den Kern der "Berlin University Alliance" (BUA).

Vor allem die Wahl an der FU war in der Öffentlichkeit diskutiert worden: Hinter dem Rücken der Unigremien hatte Kanzlerin Dr. Andrea Bör unberechtigterweise eine Personalagentur damit beauftragt, für die turnusmäßig anstehende Präsidentenwahl Gegenkandidaten zum amtierenden Präsidenten Ziegler zu finden. Er hatte sich um eine zweite Amtszeit beworben. Ende letzten Jahres geriet der Fall an die Öffentlichkeit und der Akademische Senat entzog Kanzlerin Bär das Vertrauen. Ob Wissenschaftssenatorin Ulrike Gote Bär von der Uni abziehen wird, ist allerdings noch unklar.

Neben Ziegler stand die Professorin für Englische Sprachwissenschaft Beatrix Busse zur Wahl, Prorektorin der Universität zu Köln. Ziegler erhielt 46 von 60 gültigen Stimmen des erweiterten Akademischen Senats, wie die Universität über Twitter mitteilte.

Wahlen an HU und TU

An der HU war bereits am Dienstag gewählt worden. Dort war eine Wahl nach dem Rücktritt von Präsidentin Sabine Kunst notwendig geworden. Kunst war Ende letzten Jahres aus Kritik am neuen Berliner Hochschulgesetz zurückgetreten, dessen Regelung zur gesicherten Anschlussbeschäftigung von Postdoktorandinnen und Postdoktoranden sie für nicht umsetzbar hielt. Eine Woche vor der Wahl war Professor Joybrato Mukherjee von seiner Kandidatur zurückgetreten, da er Bedenken angesichts der Gleichstellung der Geschlechter im künftigen Präsidium hatte. So stand konkurrenzlos Professorin Julia von Blumenthal, bisherige Präsidentin der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder), zur Wahl und wurde mit 44 von 58 abgegebenen Stimmen gewählt.

Mitte Januar hatte die TU Berlin gewählt. Hier konnte der langjährige Präsident Professor Christian Thomsen nicht weiter überzeugen. Als seine Nachfolgerin wurde die Mathematikprofessorin Geraldine Rauch als neue Präsidentin gewählt. Thomsen habe als Präsident, wie Journalist Jan-Martin Wiarda schreibt, "mit seiner – je nach Perspektive – bedächtigen oder behäbigen Art das durch die Coronakrise verstärkte Gefühl der Lähmung nicht beseitigen können."

Somit werden zwei der drei großen Berliner Universitäten künftig von Frauen geleitet. Die neuen Universitätsleitungen werden sich ebenso wie die im Amt bestätigte in den nächsten Monaten mit den weiteren Folgen der Corona-Pandemie auf die Hochschulen beschäftigen müssen. Von Blumenthal kündigte bereits an, dass es für die Studierenden der HU Berlin auch nach der Pandemie mehr digitale Angebote geben werde als zuvor. "Gerade mit Blick auf die Diversität der Studierenden liegt in der digitalen Begleitung von Lehrangeboten eine große Chance", sagte die künftige Hochschulpräsidentin, Julia von Blumenthal, dem "Tagesspiegel" am Mittwoch. "Die richtige Mischung zwischen digitalen und Präsenz-Angeboten zu finden, scheint mir für die Zukunft sehr wichtig." Ebenfalls eine Aufgabe für die Zukunft wird die Verfassungsklage sein, die Sabine Kunst noch kurz vor ihrem Rücktritt gegen das Berliner Hochschulgesetz eingelegt hatte.

cpy/dpa