Ein Schüler zeigt im Unterricht auf
dpa

Lehramt
Berliner Universitäten kritisieren Senat

Mit Studentenjobs will die Berliner Bildungsverwaltung den Lehrermangel angehen. Die Universitäten sehen darin eine Verletzung getroffener Absprachen.

10.06.2018

Auch in Berlin fehlt es weiterhin an Lehrerinnen und Lehrern. Der Senat der Hauptstadt will das Problem unter anderem mit Studierenden im Master Lehramt lösen. Diese sollen studienbegleitend bis zu halbe Lehrerstellen an Schulen bekommen – nicht als Vertretung, sondern als reguläre Lehrkraft. "Unterrichten statt Kellnern" lautet das dazugehörige Programm.

Die Universitäten in der Hauptstadt halten davon nichts: Ihre Kritik haben sie jetzt in einem offenen Brief an Bildungsstaatssekretär Mark Rackles (SPD) geäußert. Das Schreiben liegt dem "Tagesspiegel" vor. Unterschrieben haben die Direktoren der Schools of Education von Humboldt-, Technischer und Freier Universität sowie von der Universität der Künste. Alle sind für die Lehrkräftebildung in der Stadt zuständig.

Das Unterrichten an der Schule werde sich "ohne Frage" negativ auf die Leistungen und die Präsenz der Studierenden an den Hochschulen auswirken, heißt es darin. Das erschwere den Universitäten, die vereinbarten Absolventenzahlen zu erreichen. Und auch die Schulen würden sich mit dem Vorschlag ein Eigentor schießen. Schließlich müssten sie noch länger auf Lehrerinnen und Lehrer in Vollzeit warten, wenn diese länger für ihr Studium bräuchten. Rackles habe die Vorwürfe laut Bericht zurückgewiesen.

Ein weiterer Kritikpunkt bezieht sich auf das Praxissemester. Derzeit gelte, dass Studierende an der Schule, an der sie das Praxissemester absolvierten, nicht gleichzeitig als bezahlte Vertretungskraft arbeiten sollten. Der Vorschlag des Senats erlaubt aber eine Beschäftigung an der Schule, an der auch das Praxissemester absolviert wird, um die Zahl der interessierten Studierenden zu erhöhen. Die Universitäten glauben, dass die Studierenden auf eine solche "Doppelrolle" nicht vorbereitet seien, berichtet der "Tagesspiegel". "Ressourcenbindende Konfliktfälle" seien unausweichlich.

Uni-Dozierende sollen zurück an Hochschulen geholt werden

Die Universitäten bezeichnen den Senat in ihrem Schreiben als "unzuverlässigen Partner", da er gemeinsame Vereinbarungen "wissentlich" unterlaufe. Damit verbunden stellen sie laut Artikel die rhetorische Frage, warum sie sich noch an Absprachen halten sollten und drohen der Berliner Bildungsverwaltung damit indirekt. Dieser haben die Hochschulen etwa zugesagt, mehr Lehramtsabsolventen als bisher hervorzubringen.

Der Berliner Senat hatte bereits vor einigen Tagen für Unruhe gesorgt. Da hatte er vorgeschlagen, Dozierende für das Fach Lehramt zurück an die Schulen zu holen, um den Lehrermangel auszugleichen. Es soll laut Medienberichten bereits eine Namensliste der ausgewählten Kandidatinnen und Kandidaten geben. Ihre Lehrverträge an den Hochschulen sollen nicht verlängert werden. Die Universitäten warnen davor, dass sich dadurch die Lehrqualität an den Universitäten verschlechtern werde.

Der Berliner Senat stehe unter Druck, weil zum ersten Mal nicht alle Lehrerstellen zum kommenden Schuljahr besetzt werden könnten. Am kommenden Montag will er sich erneut äußern. Bis dahin sollen die Rückmeldungen von interessierten Quereinsteigern und Referendaren ausgewertet sein, um zu wissen, wie viele Stellen beispielsweise über Dozierende gedeckt werden müssten.

kas