Schulkind in Afrika schreibt in ein Heft
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Weltbevölkerungstag
Bildung könnte Bevölkerungs-Wachstum bremsen

Heute leben rund 7,7 Milliarden Menschen auf der Erde. Wie viele noch hinzukommen, hängt zu großen Teilen von der Bildung in der Subsahara-Region ab.

11.07.2019

Die Vereinten Nationen gehen in ihrer jüngsten Hochrechnung davon aus, dass die heutige Weltbevölkerung von 7,7 Milliarden Menschen auf 9,7 Milliarden im Jahr 2050 und auf 10,9 Milliarden bis zum Jahr 2100 anwachsen wird. Wie viele Menschen künftig auf der Erde leben werden, hängt dabei zu großen Teilen von der Entwicklung in Subsahara-Afrika ab. Das geht aus einer Mitteilung des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung hervor.

Dort liegen laut Berlin-Institut 33 der 47 am wenigsten entwickelten Länder. Frauen bringen hier mit durchschnittlich 4,7 Kindern mehr als doppelt so viel Nachwuchs zur Welt wie in anderen Regionen. Dadurch könnte sich die Zahl der Menschen südlich der Sahara bis 2050 von heute einer Milliarde auf zwei Milliarden verdoppeln. Das entspräche der Hälfte des weltweiten Bevölkerungszuwachses in den kommenden 30 Jahren. Bis 2100 könnten laut UN-Schätzungen sogar 3,8 Milliarden Menschen in der Region leben.

Wissenschaftler vom Wittgenstein Centre in Wien geben einen anderen Ausblick: In ihrem "Global-Education-Trend-Szenario" dürfte die Zahl der Menschen in Subsahara-Afrika bis 2050 auf rund zwei Milliarden und bis 2100 auf knapp 2,6 Milliarden anwachsen – also über eine Milliarde Menschen weniger als nach den Hochrechnungen der UN. Im Gegensatz zu den Rechenmodellen der UN beziehen die Wiener Forschenden in ihre Berechnung der Bevölkerung die Bildung mit ein.

"Bildung ist ein zentraler Hebel"

Die Bildung habe laut Mitteilung zentralen Einfluss auf die Geburtenziffer und die Bevölkerungsdynamik. Im Schnitt bekommen Frauen in armen Ländern demnach deutlich weniger Kinder, je länger sie eine Schule besucht haben. "Bildung ist ein zentraler Hebel, um einen sozioökonomischen Wandel einzuleiten und die Lebensperspektiven der Menschen zu verbessern. Erst wenn das passiert, entscheiden sie sich für weniger Nachwuchs", sagt Reiner Klingholz, Direktor des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung.

In vielen afrikanischen Ländern zeigten Maßnahmen im Bildungsbereich bereits Wirkung, andere Staaten Afrikas könnten daraus lernen. Nach Ansicht des Berlin-Instituts sollte Deutschland ihnen dabei finanziell und beratend zur Seite stehen. Gerade in Subsahara-Afrika wachse vielerorts die Zahl der Schulkinder schneller als die notwendige Bildungsinfrastruktur. Weitere Investitionen im Bildungsbereich seien daher unerlässlich, um das Bevölkerungswachstum zu bremsen.

Da laut Mitteilung für nahezu alle Länder Daten vorliegen, wie viele Kinder Frauen je nach Bildungsstand bekommen, können die Forschenden berechnen, wie sich die Geburtenziffern in Abhängigkeit künftiger Bildungsinvestitionen verändern werden – und was das für die Bevölkerungsentwicklung bedeutet.

ckr