Positionspapier Großbritannien
Britische Regierung will an FP10 teilhaben
"Großbritannien ist erfreut, seit Anfang 2024 mit Horizont Europa assoziiert zu sein, und daher verfolgen wir die Entwicklungen rund um das Nachfolgeprogramm mit Interesse", heißt es in einem aktuellen Positionspapier des britischen Forschungsministeriums (Department for Science, Innovation and Technology, DSIT). Großbritannien sei demnach an einer Beteiligung am zehnten EU-Rahmen-Förderprogramm (FP10) interessiert, "vorausgesetzt, es ist offen, relevant und bietet einen guten Wert für unsere Forschungsgemeinschaft und die britischen Steuerzahlenden".
In Brüssel gibt es hinter den Kulissen jedoch Streit darüber, ob das gesamte Rahmenprogramm im Jahr 2028 überarbeitet werden soll, berichtet das Online-Magazin "Science Business". Teile des Programms könnten unter einem neuen Wettbewerbsfonds organisiert werden, bei welchem die Einbeziehung von Drittstaaten wie Großbritannien noch unklar sei.
Finanzierbarkeit einer Assoziierung noch zu prüfen
Die britische Regierung erhofft sich dem DSIT-Papier zufolge etliche Vorteile durch eine Beteiligung am EU-Rahmenprogramm: beispielsweise nachhaltigen Wohlstand, Wettbewerbsfähigkeit und Sicherheit in der EU sowie die Stärkung der gemeinsamen wirtschaftlichen Widerstandsfähigkeit gegen globale Herausforderungen wie dem Klimawandel.
Allerdings äußert das DSIT klare Anforderungen an FP10, wie es im Interesse der britischen Forschungsgemeinschaft ausgestaltet sein sollte: Exzellenz als Kern des Programms, Abdeckung des gesamten Forschungsbereichs von Grundlagenforschung bis zur industriegeführten angewandten Forschung, Stärkung der Forschungssicherheit, Beibehaltung der Drei-Säulen-Architektur des Programms, maximal gleichberechtigte Teilnahme assoziierter Länder von Beginn an und vieles mehr.
London warnt davor, die Investitionsaktivitäten des Europäischen Innovationsrats für Eigenkapitalfinanzierungen auszuweiten, meldet "Science Business". Dies sei nach Einschätzung des Online-Magazins nicht überraschend, da britische Unternehmen keinen Zugang zu diesen Eigenkapitalfonds hätten.
Schließlich müssten die Drittländer "in einer Welt mit begrenzten Ressourcen" dem DSIT zufolge die Finanzierbarkeit der assoziierten Beteiligung sowie die Bedingungen für die Teilnahme prüfen. Assoziierte Länder leisteten einen "erheblichen finanziellen Beitrag", der unter anderem bei Zugang und Teilnahmeberechtigung von Forschenden zu berücksichtigen sei. Jüngst hat der frühere EZB-Chef Mario Draghi wie zuvor schon die Europäische Universitäts-Vereinigung (EUA) eine Verdoppelung des Budgets zur zukunftsfähigen Ausrichtung des zehnten Rahmenprogramms gefordert.
Vorgeschichte: Die Brexit-Leiden für die Forschenden
- Mit dem Brexit kam auch der wissenschaftliche Austausch mit europäischen Forschenden ins Stocken.
- Großbritannien war 2020 aus dem EU-Förderprogramm "Horizon Europe" ausgeschlossen worden, europäische Forschende verließen das Land.
- Es folgte eine lange Zeit der Unsicherheit für international Forschende.
- Die angespannte Stimmung zwischen Großbritannien und der EU konnte erst Ende letzten Jahres durch ein Assoziierungs-Abkommen mit konkreten Brexit-Regeln für Nordirland gelöst werden.
- Allerdings leiden international Forschende und Studierende noch immer massiv an den Nachteilen des EU-Austritts für die Wissenschaft und hoffen auf eine Neuausrichtung durch die EU-freundliche Labour-Regierung.
cva