Studierende in den Fenstern des besetzten Gebäudes der University of Theatre and Film Arts in Budapest
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Ungarn
Budapester Theater-Uni weiter besetzt

Die Studierenden der Universität für Theater- und Filmkunst wehren sich weiter gegen das neue Kuratorium. Auch den neuen Kanzler lehnen sie ab.

02.10.2020

Die Besetzung der Budapester Universität für Theater- und Filmkunst (SZFE) geht nun schon in den zweiten Monat. Die Studierenden kämpfen um die Autonomie, die die rechtsnationale Regierung von Ministerpräsident Viktor Orban der Universität entzogen hatte. "Die Studenten und Studentinnen stehen weiter zu ihren Forderungen", hieß es in einer Stellungnahme der Studentenvertreter am Donnerstag. "So lange das Ministerium sie nicht erfüllt, bleibt die Besetzung weiter aufrecht."

Seit dem 1. September übt ein vom Innovationsministerium ernanntes Kuratorium die meisten Leitungsfunktionen aus. Faktisch kann es sie aber nicht wahrnehmen, weil Lehrkräfte und Studierende der Uni seine Anordnungen ignorieren. Der Präsident des Kuratoriums, Attila Vidnyanszky, erklärte im staatlichen Fernsehen: "Wenn es im Universitätsgebäude nicht möglich ist, beginnen wir den Unterricht an einem anderen Standort." Der Intendant des Nationaltheaters genießt in Theaterfragen das uneingeschränkte Vertrauen Orbans.

Am Donnerstag endete das Mandat der bisherigen, gewählten Universitätsleitung. Rektor Laszlo Upor und die Mitglieder des Senats hatten vor einem Monat aus Protest gegen den Autonomieentzug den Rücktritt eingereicht. Im September blieben sie noch wegen der Kündigungsfrist im Amt.

Vidnyanszky ernannte indes zwei Vertraute zu stellvertretenden Rektoren. Die Position des Rektors bleibt weiter unbesetzt. Die Regierung hatte sich zuvor geweigert, Upor als den letzten gewählten Rektor formell zu ernennen. Vor zwei Tagen hatte Vidnyanszky den Armeeoffizier Oberst Gabor Szarka zum Kanzler der Theater-Universität ernannt.

Die Studierendenvertreter halten Vidnyanszkys Ernennungen für illegitim. Am Mittwoch unterbanden sie einen Versuch des neuen Kanzlers Szarka, das Universitätsgebäude durch eine Hintertür zu betreten.

dpa