Studierende in den Fenstern des besetzten Gebäudes der University of Theatre and Film Arts in Budapest
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Einschnitte in freie Lehre
Budapester Theaterstudenten wechseln nach Deutschland

In Ungarn stieß die Übernahme einer Uni durch eine regierungsnahe Stiftung auf Widerstand. Einige Studierende schließen ihr Studium im Ausland ab.

17.03.2021

Nach der Übernahme der Budapester Universität für Theater- und Filmkunst (SZFE) durch eine regierungsnahe Stiftung können rund 150 Studentinnen und Studenten ihr Studium in vier europäischen Ländern, darunter Deutschland, abschließen. So will etwa die Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg in Ludwigsburg ungarische Studenten aufnehmen, wie die Studentenvertretung der SZFE am Mittwoch in Budapest mitteilte.

Weitere Standorte des Diplomanden-Rettungsprogramms "Emergency Exit" sind das Mozarteum in Salzburg, die Accademia Teatro Dimitri im Schweizer Kanton Tessin, die Warschauer Universität für Darstellende Künste und die Puppenspiel-Fakultät im polnischen Bialystok. Die in Ungarn erzielten Studienergebnisse werden anerkannt.

Die Regierung des rechtsnationalen Ministerpräsidenten Viktor Orban hatte im vergangenen September die Autonomie der Theater- und Filmuniversität abgeschafft. Die Leitung der Universität hatte sie an eine Stiftung übertragen, deren Kuratorium ausschließlich mit regierungstreuen Personen besetzt ist. Studenten und Lehrkräfte nahmen dies nicht hin und besetzten die Gebäude der Universität. Wegen der Corona-Pandemie mussten sie diese jedoch nach zwei Monaten räumen.

Die Regierung begründete die Übernahme der Universität mit der Notwendigkeit eines "Modellwechsels". Kritiker sprechen von einem Versuch, der Schauspiel- und Filmausbildung in Ungarn eine nationalistische und klerikale Ausrichtung zu geben.

Inzwischen haben die meisten Lehrkräfte von Rang ihre Professuren und Lehraufträge an der SZFE gekündigt. Das Kuratorium plant, den Lehrbetrieb an neuen Standorten wiederaufzunehmen. Es stellte neue Lehrkräfte ein, von denen sich viele bisher als linientreue Mitarbeiter der Staatsmedien hervorgetan hatten. Noch ist nicht klar, wen sie unterrichten werden – die überwiegende Mehrheit der Studierenden unterstützte die Besetzung der Uni.

dpa