Boris Johnson mit einem Papier in der Hand
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Britische Wissenschaft
Chance auf geregelten Brexit steigt

Nach dem Wahlsieg von Boris Johnson rückt der Brexit näher. Was bedeutet sein Mehrheitssieg für die Hochschulen in Großbritannien?

13.12.2019

Bei der Wahl in Großbritannien haben die Konservativen am Donnerstag die absolute Mehrheit erreicht. Tory-Chef Boris Johnson wurde damit als Premierminister bestätigt. Der von ihm ausgehandelte Deal mit der EU muss noch vom britischen Unterhaus abgesegnet werden. Mit der Mehrheit der Konservativen ist dies jedoch nun wahrscheinlicher als vor der Wahl. Die Abstimmung wird vorraussichtlich nächste Woche stattfinden, wie die "BBC" berichtete.

Wenn der Entwurf im Unterhaus scheitert, tritt Großbritannien am 31. Januar 2020 ohne Deal aus der EU aus. Für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist das weiterhin das schlechteste Szenario. Ob mit oder ohne Deal, der Brexit im Januar wird sehr wahrscheinlich kommen.

Während des Wahlkampfes hatten alle Parteien, auch Johnsons Tories, höhere Fördersummen und einfachere Einreisebestimmungen für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler versprochen, unter anderem bei einer Veranstaltung der "Royal Society" in London, über die "Science" berichtete. Demnach böten diese Versprechen aber wenig Abhilfe bei den Brexit-Folgen. Auf dem Spiel steht vor allem die Förderung durch die EU. Die Royal Society forderte bis kurz vor der Wahl volle Beteiligung von Großbritannien am europäischen "Horizon"-Programm und zudem 3,0 Prozent des Bruttoinlandsprodukts bis 2030 für Forschung zu investieren.

Auch Experten empfehlen einen Anstieg der nationalen Forschungsausgaben. Demnach solle die britische Regierung an ihrem Ziel festhalten, 2,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Forschung auszugeben. Dieses Ziel findet sich "Times Higher Education" zufolge auch im Parteiprogramm der Tories, eine klare Verpflichtung zur Förderung der Hochschulen fehle darin jedoch. Wie die Bildungsausgaben verteilt würden, werde man "sorgfältig prüfen", hieße es in dem Manifest. Mit der EU werde die UK "weiterhin zusammenarbeiten", inklusive des Horizon-Programms, eine genauere Aussage zum Umfang der Forschungskooperationen fehle jedoch auch hier.

Die durch die langen Verhandlungen verursachte Unsicherheit beim Brexit hat bereits dazu geführt, dass weniger Studierende und Forschende an einem Aufenthalt in Großbritannien interessiert sind.

ckr