Eine Person tippt auf einer Tastatur
mauritius images / Cultura / Andrew Brookes

Scholars at Risk
Corona-Pandemie verstärkt Kontrolle von Wissenschaftlern

Forschende stehen in vielen Ländern politisch unter Druck. Die Corona-Pandemie verlagert Angriffe teils ins Netz.

18.11.2020

Die Coronakrise verschärft für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weltweit die Gefahr von Angriffen auf ihre Person und Arbeit. "Die Wissenschaftsgemeinschaft spürt neue Formen alter Druckmaßnahmen" schreibt die Organisation "Scholars at Risk" (SAR) in ihrem aktuellen Bericht "Free to Think 2020". Die Schließung der Hochschulen und die Verlagerung ins Digitale bedeuteten für viele, dass ihre Veranstaltungen und ihre gesamte Kommunikation überwacht und aufgenommen werden könnten.

Die Coronakrise mache deutlich, warum die Wissenschaft weltweit besser geschützt werden müsse. "Wissenschaftler, deren Erkenntnisse den Botschaften von Regierungen gegenüber der Öffentlichkeit widersprechen, oder die sich kritisch gegen Regierungsentscheidungen zur Krise äußern, stehen vielerorts unter Druck", sagt SAR-Geschäftsführer Robert Quinn. "Auch sehen wir, dass Behörden die Pandemie als Deckmantel verwenden, um freie Forschung und die Meinungsfreiheit im Allgemeinen zu unterdrücken und zu bestrafen." Verschärft würde das durch die finanziellen Engpässe an den Hochschulen und den steigenden wirtschaftlichen Druck auf Regierungen.

SAR verzeichnete von September 2019 bis August 2020  insgesamt 341 Angriffe auf Hochschulen und einzelne Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 58 Ländern. Erfasst wurden nur die Fälle, die der Organisation gemeldet wurden. Dazu gehörten etwa politisch motivierte Reisebeschränkungen, Entlassungen, Gewalt oder Inhaftierungen.

Sorge bereite SAR laut Bericht explizit etwa die Lage im Jemen, Hongkong, der Türkei, Indien oder Venezuela; Länder, in denen Krieg und dessen humanitären Folgen oder die ökonomische Lage des Landes die Hochschulen gefährdeten oder Forschende politisch unter Druck gesetzt würden.

Erneut ruft SAR die Weltgemeinschaft im aktuellen Jahresbericht zu einem entschiedenen Handeln gegen Angriffe auf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf. Seit 20 Jahren setzt sich die Organisation für den Schutz von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ein.

kas