Demonstrantin mit einem "Black Lives Matter"-Schild auf dem Rücken
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Rassismus
DAAD unterstützt Proteste

Der DAAD unterstützt die weltweiten Proteste gegen Rassismus. Den Hochschulen komme dabei eine besondere Verantwortung zu, sagt auch die HRK.

09.06.2020

Nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd in Minneapolis vor gut zwei Wochen sind weltweit massenweise Menschen aus Protest auf die Straße gegangen. "Wir erleben derzeit, dass insbesondere junge Menschen sich für eine Welt ohne Rassismus und ohne Gewalt gegen Minderheiten einsetzen", sagte der DAAD-Präsident Professor Joybrato Mukherjee gegenüber Forschung & Lehre. Der DAAD unterstütze die Proteste, sagte dieser auf Anfrage: "In Demokratien sind friedliche Demonstrationen – derzeit natürlich mit dem notwendigen Abstand – Zeichen einer lebendigen Zivilgesellschaft." Er sprach sich dafür aus, "mit allen zivilgesellschaftlichen Mitteln" auf Missstände aufmerksam zu machen, "die friedlichen Veranstaltungen weltweit zu 'I can‘t breathe' gehören sicherlich dazu".

Gerade die deutschen Hochschulen trügen dabei als Orte internationaler und interkultureller Begegnung eine große gesellschaftliche Verantwortung. "Sie zeigen an vielen Stellen in Wissenschaft, Lehre und Transfer, wie eine vielfältige, international geprägte und tolerante Lern-, Lebens- und Arbeitswelt aussehen kann", erklärte der DAAD-Präsident. Dies bedeute jedoch nicht, dass es beim Abbau von Vorurteilen und Rassismus in Deutschland keine Arbeit gäbe. Die Mitgliedshochschulen des DAAD würden Vorurteile abbauen, indem sie internationale Netzwerke, Freundschaften und Beziehungen aufbauten. "Wir glauben, dass dieser akademische Austausch auch in schwierigen Zeiten zu mehr weltweiter Verständigung, mehr Toleranz und damit auch – ein Stück weit – zu einer besseren Welt beitragen kann", sagte Mukherjee.

Auch der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Professor Peter-André Alt, sprach sich gegenüber Forschung & Lehre gegen Diskriminierung aus. "Rassismus darf in den Hochschulen keinerlei Raum haben", sagte Alt. Hochschulen könnten Vorbild sein, indem sie immer wieder deutlich kommunizierten, wie wertvoll Diversität und Internationalität für eine vitale, kreative Gesellschaft seien. "Das Verantwortungsbewusstsein der Hochschulen und ihrer Mitglieder reicht aber deutlich über den Tellerrand hinaus und das sollten wir fördern", betonte Alt. Als Beispiel nannte er das Engagement von Studierenden für Geflüchtete.

Hochschulen sollen Vorbilder sein

Hochschulen haben dem HRK-Präsidenten zufolge eine Verpflichtung, sich mit gesellschaftlichen Entwicklungen aktiv auseinander zu setzen und eine Mitverantwortung für eine lebendige Demokratie. "Wir müssen uns einmischen, wenn wir aus unserer Arbeit heraus zu wissen glauben, dass sich in der Gesellschaft Dinge in die falsche Richtung entwickeln." Dazu gehöre an erster Stelle zu prüfen, inwieweit sich strukturelle Ungleichheiten in den Hochschulen spiegelten und was dagegen getan werden könne. "Wenn sie in der Lehre den offenen Diskurs einüben und das Denken in komplexen Zusammenhängen lehren, ist das ihr wichtigster Beitrag", sagte Alt. Entsprechendes gelte für die Forschung.

Ähnlich äußerten sich drei US-amerikanische Hochschulleitungen vergangene Woche gegenüber dem "Chronicle". "Wir tragen eine Verantwortung, einen Ort für schwierigie Debatten zu schaffen", sagte Ana Mari Cauce, Präsidentin der University of Washington. Ziel sei es, mit den Schwarzen Hochschulangehörigen über ihre Erfahrungen zu sprechen. Die Fähigkeit der Hochschulen, effektiv über diese Probleme zu sprechen, sei ein Weg, junge Menschen auf die Welt vorzubereiten, um diese dann zu ändern, sagte Carmen Twillie Ambar, Präsidentin des Oberlin College.

Der Präsident der "American Association of University Professors" (AAUP) Rudy Fichtenbaum hat vergangene Woche ebenfalls zu friedlichen und gewaltfreien Protesten aufgerufen. "Wir erkennen zudem, dass unsere Hochschulen Teil des Problems waren, aber sie können Teil der Lösung sein", sagte Fichtenbaum. Ein reiner Diskurs sei dabei nicht ausreichend, es brauche "mutige Aktionen" gegen institutionellen Rassismus und soziale Ungleichheit. Dafür müssten die Hochschulen und Studierenden gemeinsam sinnvolle Ansätze entwickeln, heißt es in dem Statement.

ckr