Das Foto zeigt Studenten auf dem Campus der Eliteuniversität Harvard.
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USA
Deutsche Studenten in den USA bitten Bundesregierung um Hilfe

Ausländischen Studierenden an US-Universitäten droht die Ausweisung. Betroffen sind auch tausende Deutsche.

11.07.2020

Wegen der drohenden Ausweisung ausländischer Studierender aus den USA bitten deutsche Studierende die Bundesregierung um Unterstützung. "Wir zählen auf Ihre Rückendeckung", heißt es in einem von knapp 100 derzeitigen, künftigen und früheren deutschen Studierenden in den USA unterzeichneten Brief, der an Bundesaußenminister Heiko Maas, an Botschafterin Emily Haber in Washington und an Mitglieder des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag adressiert ist.

Die US-Einwanderungsbehörde ICE hatte am vergangenen Montag mitgeteilt, ausländische Studierende an US-Universitäten, die im Wintersemester wegen der Corona-Pandemie ausschließlich Online-Kurse anbieten, müssten das Land verlassen oder an Hochschulen mit persönlichen Vorlesungen wechseln. Ausländern, die ihr Studium an einer von Herbst an ausschließlich online lehrenden Hochschule aufnehmen wollten, werde die Einreise nicht gestattet.

Unter anderem die Elite-Universität Harvard hat angekündigt, im Wintersemester nur Online-Vorlesungen abzuhalten. Die Hochschule geht gemeinsam mit der Elite-Universität MIT juristisch gegen die geplante Regelung der Regierung von US-Präsident Donald Trump vor. Nach Angaben des Instituts für Internationale Bildung (IIE) studierten 2018/2019 knapp 1,1 Millionen Ausländer in den USA, darunter fast 9.200 Deutsche.

Angriff auf akademischen Austausch

In dem Schreiben wird die Bundesregierung gebeten, "im Sinne der europäischen und internationalen Studierendenschaft in den USA den jüngsten Visabestimmungen der US-Regierung entschieden entgegenzutreten". Viele Studierende bangten nicht nur um ihre eigenen Studienaufenthalte. "Wir sehen hier auch einen folgenschweren Angriff auf den internationalen akademischen Austausch und Wissenstransfer sowie die Freiheit von Lehre und Forschung."

In dem Brief wird kritisiert, die Regierung von US-Präsident Donald Trump baue mit der Maßnahme "Druck auf Universitäten auf, Unterricht in Person abzuhalten, auch wenn dies unter Gesichtspunkten der aktuellen pandemischen Entwicklung vor Ort nicht ratsam erscheint. Im Kontext einer verstärkt fremdenfeindlichen Einwanderungspolitik sind mit den geänderten Visabestimmungen nun auch ausländische Studierende und Promovierende aus aller Welt massiv betroffen."

Die Unterzeichnenden verweisen darauf, dass ein reibungsloser Übergang ins Onlinestudium aus Deutschland heraus für viele nicht ohne weitreichende Komplikationen machbar sei. "Wer – teilweise in Begleitung von Angehörigen – einen mehrjährigen Aufenthalt in den USA absolviert oder plant, und hierfür seinen oder ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland temporär aufgegeben hat, steht vor existenziellen Fragen."

dpa