Junge Frau mit Mundschutz rauft sich die Haare am Laptop im Homeoffice
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Coronakrise
DHV fordert Unterstützung für Forschungs-Nachwuchs

Die Corona-Pandemie erhöht den Druck auf Nachwuchswissenschaftler. Der Deutsche Hochschulverband stellt Forderungen an Hochschulen und Politik.

11.05.2020

Viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler geraten aufgrund der Corona-Pandemie zunehmend unter Druck. Forschungsarbeiten können nur bedingt durchgeführt werden. Eltern versuchen im Homeoffice Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen. Der Deutsche Hochschulverband (DHV) hat jetzt einen Maßnahmenkatalog veröffentlicht, um insbesondere Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler zu unterstützen.

"Es geht jetzt vor allem darum, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Qualifikations- und Bewährungsphasen zu entlasten. Uns erreichen zurzeit eine Vielzahl von ernsten Überlastungsanzeigen", erklärte DHV-Präsident Professor Dr. Bernhard Kempen. "Deshalb ist es wichtig, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Überbrückungshilfen erhalten." Kempen rief alle Verantwortlichen in der Politik sowie Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer mit Personalverantwortung zur besonderen Rücksichtnahme für den wissenschaftlichen Nachwuchs auf. Das müsse auch für Juniorprofessorinnen und Juniorprofessoren gelten, die vor ihrer Zwischen- oder Endevaluation stünden.

Dazu gehöre, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf befristeten Qualifikationsstellen auf Antrag einen Anspruch auf Verlängerung ihres Arbeitsverhältnisses um mindestens sechs Monate haben sollten, wenn sie Aufgaben coronabedingt nicht nachkommen könnten. Eltern sollte ein solcher Anspruch ohne explizite Begründung zustehen. Bei Drittmittelverträgen sollten Forschende eine solche Verlängerung mit dem jeweiligen Geldgeber verhandeln können müssen.

Anpassung von Prüfungsordnungen gefordert

Auch schlägt der DHV vor, dass Lehrdeputat von Nachwuchswissenschaftlern zu kürzen. Vorübergehend könnten wissenschaftliche Hilfskräfte in der Lehre unterstützen. Die Hochschulen sollten grundsätzlich die digitale Lehre mit der Präsenzlehre gleichstellen und aufführen, wie viel Zeit für die Erstellung verschiedener Lehrformate und deren Nachbereitung notwendig sei.

Ein wichtiger Aspekt sei laut DHV für ein reibungsloses digitales Semester auch eine konkrete Regelung der Prüfungen. Alle Bundesländer rief Kempen dazu auf, die gesetzlichen Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass in Prüfungsordnungen bislang vorgeschriebene Prüfungsformate durch andere Prüfungsformate ersetzt werden können. "Nur mit Rechtssicherheit und Flexibilität für die Prüfungsleistungen und –verfahren kann das Corona-Sommersemester 2020 erfolgreich zu Ende geführt werden", betonte er. Rektorate sollten die Prüfungsordnungen, wie es in Nordrhein-Westfalen geschehen sei, mit den Fachbereichen erarbeiten. Diese müssten wiederum die Freiheit haben, nachträglich noch eigene Beschlüsse zu treffen, die dann Vorrang hätten.

Prüferinnen und Prüfer sieht der DHV-Präsident gefordert, auf Grundlage der aktuellen Situation mit "Augenmaß und Großzügigkeit" zu bewerten. Dabei dürfe die Qualität der Ergebnisse aber  nicht in den Hintergrund geraten. Alle Forderungen hat der DHV auf seiner Website zusammengestellt.

kas