Außenansicht eines weißen modernen Gebäudes der Martin-Luther-Universität
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Öffnungsstrategie
DHV und HRK fordern Perspektive für Hochschulen

Vertreter von Unis und Wissenschaftlern drängen in der Corona-Politik auf eine Öffnungsperspektive. Hochschulen bräuchten frühzeitig eine Strategie.

18.03.2021

Der Deutsche Hochschulverband (DHV) und die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) haben sich am Donnerstag für koordinierte Ausstiegsszenarien aus dem Corona-Lockdown für die Wissenschaft ausgesprochen. Die Politik müsse auch die Hochschulen in den Blick nehmen. Diese bräuchten dringend eine Perspektive, erklärten DHV und HRK unabhängig voneinander in einer entsprechenden Mitteilung.

Die aktuelle Situation erlaube noch keine Rückkehr zu einem normalen Präsenzbetrieb an den Hochschulen. Bund und Länder dürften bei ihren künftigen Vereinbarungen zur Pandemiebekämpfung den Hochschulbereich aber nicht ignorieren. Bereits vor zwei Wochen forderte der HRK-Präsident, Professor Peter-André Alt, alle möglichen Werkzeuge zu nutzen, um wieder mehr Präsenzunterricht zu ermöglichen.

"Während über mögliche Öffnungsschritte bei Kitas und Schulen auf höchster Ebene ausgiebig debattiert und gestritten wurde, sind die Hochschulen bei den bisherigen Corona-Gipfeln schlichtweg nicht vorgekommen", erklärte DHV-Präsident Professor Bernhard Kempen. Auch wenn der digitale Lehrbetrieb in den Universitäten im Gegensatz zu den Schulen relativ reibungslos funktioniere, sollten sie sich bei Öffnungsperspektiven nicht hinten anstellen müssen.

Die Universitäten bräuchten auch mental Ziele für den Rückweg zur Normalität, sagte Kempen. Der persönliche Kontakt und Austausch zwischen Studierenden und Lehrenden komme in der derzeit rein digitalen Lehre zu kurz. "Entmutigung, Frust und Depressionen nehmen zu. Digitale Prüfungen laufen holprig", so Kempen weiter. "Deshalb brauchen wir jetzt den Aufbruch auf den Weg zur Präsenzuniversität."

Zugang mit negativem Schnelltest

Gelingen soll das laut DHV und HRK mit einem gründlich abgewägten Stufenplan für die schrittweise Öffnung der Hochschulen nach den örtlichen Inzidenzwerten. Neben den bisher gängigen Hygienmaßnahmen und Abstandsregelen sollten dafür ausreichende, kostenlose Schnelltests und PCR-Tests hinzu kommen. Bei der Öffnung sollten Labore, Bibliotheken, Prüfungen und kleinere Lehrveranstaltungen Vorrang vor großen Vorlesungen haben. "Priorität haben die Veranstaltungen, die in digitaler Form nicht oder nur unter erheblichem Aufwand oder Einbußen realisiert werden können", erklärte Alt.

Zudem plädierte der DHV dafür, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Hochschulangestellte mit der derselben Priorität zu impfen wie Lehrerinnen und Lehrer. Geimpfte Personen sollten dann auch wieder Zugang zu den Hochschulen erhalten. Österreich hat das Lehrpersonal von Schulen und Hochschulen bei Impfungen bereits gleichgestellt.

Auch Öffnungspläne ähnlich den Forderungen von HRK und DHV gibt es in dem Nachbarland bereits. Dort sollen die Hochschulen nach Ostern wieder teilweise öffnen dürfen. Nach Vorlage eines von der Regierung finanzierten, aktuellen negativen Schnelltests sollen Studierende und Lehrende sich wieder in Präsenz treffen dürfen. Mit Ausnahme von größeren Vorlesungen sollen dann wieder Praktika, Laborübungen, Seminare, Prüfungen und Vorlesungen stattfinden. Auch Bibliotheken sollen öffnen. Prioritäten bei Veranstaltungen sollen auch in Österreich nach Maßgabe des Aufwands und des Fachs festgelegt werden.

In Deutschland plant die Universität Magdeburg derzeit ein eigenes Corona-Schnelltestzentrum für ihr Personal und für Studierende. Die rund 150 bis 200 täglichen Tests sollten freiwillig sein und vom Sozialministerium gestellt werden. Das soll zumindest kleine Lehrveranstaltungen wie sportpraktische Übungen, Arbeit in kleineren Laboren oder Teamarbeit ermöglichen.

ckr