Harvard Yard
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USA
Diversität soll bei Zulassung keine Rolle mehr spielen

Barack Obama hatte die Hochschulen dazu angehalten, für mehr Interkulturalität auf den Campus zu sorgen. Mit Donald Trump folgt die Kehrtwende.

04.07.2018

US-Präsident Donald Trump hat eine weitere Initiative aus der Amtszeit seines Vorgängers für nichtig erklärt. Darin geht es um die Diversität und Chancengleichheit an US-Hochschulen. Barack Obama hatte Hochschulen dazu ermutigt, eine kulturelle Mischung auf den Campus zu fördern und dieses Ziel in die Auswahl der Studierenden einfließen zu lassen.

Die aktuelle Regierung will dies laut "New York Times" ändern. In einem Schreiben kündigen die Ministerien für Bildung und Justiz an, sieben Richtlinien der Obama-Ära zur sogenannten "Affirmative Action" zurückzunehmen. Diese beschreibt eine positive Diskriminierung, die benachteiligte gesellschaftliche Gruppen – zum Beispiel bei der Hochschulzulassung – bevorteilt.

Laut aktueller US-Regierung enthielten die Richtlinien der Obama-Regierung "politische Präferenzen und Positionen jenseits der Auflagen der Verfassung". Die politische Exekutive könne den Kongress oder die Gerichte nicht umgehen, indem sie "eine Anleitung schafft, die über das Gesetz hinausgeht und in manchen Fällen für Jahrzehnte verfolgt werde", sagte ein Sprecher des Justizministeriums gegenüber der "NYT".

Auch US-Bildungsministerin Betsy DeVos berief sich auf die Urteile des Supreme Courts: "Der Oberste Gerichtshof hat festgestellt, welche Politik der 'Affirmative Action' verfassungsgemäß ist, und die schriftlichen Entscheidungen des Gerichts sind die beste Anleitung, um diese komplexe Frage zu lösen. Schulen sollten weiterhin allen Schülern Chancengleichheit bieten, sich dabei aber an das Gesetz halten." Die Regierung Obamas hatte dagegen betont, dass es rechtmäßig sei, die Herkunft der Studierenden in einer "eng zugeschnittenen Weise" bei der Zulassung zum Studium zu berücksichtigen.

Hochschulen wollen an "Affirmative Action" festhalten

Weder Obamas noch Trumps Vorstoß verpflichten die Hochschulen. Einrichtungen, die sich den Richtlinien entzögen, riskieren laut "NYT" jedoch, dass die Regierung sie hinsichtlich sonstiger Pflichtverstöße genauer in den Blick nehme.

Einige Hochschulen, wie Duke und Bucknell, wollten abwarten, welche weiteren Richtlinien das Bildungsministerium veröffentliche. Andere, darunter die Harvard Universität, wollen ihre Diversitäts-Strategie laut Berichterstattung auf jeden Fall fortführen, "wie es der Oberste Gerichtshof beabsichtigt hatte".

Die Änderung komme zu einem kritischen Zeitpunkt, schreibt die "NYT". Einige Beschäftigte in den Justiz- und Bildungsbehörden lehnten es ab, die Herkunft einer Person als Maß für die Vielfalt in der Bildung zu verstehen. Mit dem Rücktritt von Richter Anthony M. Kennedy am Ende dieses Monats verliere der Obersten Gerichtshof seine "swing vote", die entscheidende Stimme, für "Affirmative Action".

Barack Obama hatte die Richtlinien zur "Affirmative Action" 2011 eingeführt. Seiner Meinung nach profitierten Studierende von einer stärkeren Interkulturalität an den Hochschulen. Gesellschaftlich ist in den USA laut Medienberichten umstritten, inwieweit die bewusste Diskriminierung einzelner Gruppen der richtige Weg für mehr Diversität sei. Die einen glauben, nur so sei dieses Ziel zu erreichen. Andere vertreten die Ansicht, dass es zu einer Umkehrung der Diskriminierung führe: Es würden in der Folge diejenigen diskriminiert, die nicht von der positiven Diskriminierung profitierten.

kas