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Kommentar
Ein Lob der Grenze

Die Universität Hamburg hat einen Verhaltenskodex zur Religionsausübung veröffentlicht. Eine wichtige Initiative.

Von Felix Grigat Ausgabe 11/17

Der "Verhaltenskodex zur Religionsausübung" der Hamburger Universität atmet denselben aufklärerischen Geist, den er von den Angehörigen der Universität in Religionsdingen selbst erwartet. Es ist wohltuend, in einer religiös polarisierten Welt die Worte Respekt, Rücksichtnahme und Toleranz zu vernehmen. Auch die Betonung der Gültigkeit des grundgesetzlich gewährten Rechts auf Religionsausübung zeigt den offenen und ungetrübten Blick der Verfasser. Weiter ist hervorzuheben, dass die Universität zugleich markante Grenzen setzt, wo Grundregeln der Gleichberechtigung der Geschlechter religiös sistiert werden.

Zugleich wird anerkannt, dass es auch an einer säkularen Institution religiös musikalische Menschen geben und das Religiöse auch an der Universität seinen Ort finden kann, allerdings klar bestimmt. Die Universität selbst als säkulare Institution gibt einen Raum der Freiheit für die Religionsausübung, setzt ihr aber auch Grenzen. Sie endet dort, wo der wissenschaftliche Auftrag und der freie Diskurs über Gott und die Welt beeinträchtigt oder gefährdet wird.

Ein Diskurs über das in der Geistesgeschichte oft spannungsgeladene Verhältnis von Religion und Wissenschaft wird im Rahmen des Kodex verständlicherweise nicht geführt, wäre aber vor dem Hintergrund des hier gesetzten Rahmens lohnend.