Zwei Roboterarme greifen nach einem Faden
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Hans-Christian Pape
"Eine Kooperation muss beiden Seiten nützen"

China ist ein wichtiger Forschungspartner für Deutschland. Die Bedingungen haben sich jedoch zunehmend verschlechtert, mahnen Wissenschaftsvertreter.

10.12.2019

China ist zu einem immer stärkeren Wissenschaftsstandort geworden. Das macht das Land zu einem interessanten Kooperationspartner für Forschende aus Deutschland. Doch die Rahmenbedingungen für die Zusammenarbeit hätten sich erneut erschwert, sagten verschiedene Wissenschaftsvertreter gegenüber dem "Handelsblatt".

"Deutschland kann es sich nicht mehr leisten, mit China in der Forschung nicht zu kooperieren", sagte der Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung, Hans-Christian Pape. Gleichzeitig müsse man "rote Linien festlegen, was etwa die Verwendung von Forschungsergebnissen und die Einhaltung von Standards guter wissenschaftlicher Praxis, aber auch was die Freiheit der Forschung angeht". Von Forscherinnen und Forschern höre er immer wieder, dass Prozessabläufe nicht transparent seien, die Zulassungsverfahren nicht eingehalten würden oder nicht klar sei, wie Forschungsergebnisse in China verwertet würden.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) beschrieb die National Science Foundation China (NSFC) gegenüber dem Handelsblatt als einen der wichtigsten internationalen Partner. Trotzdem werde man ein geplantes Chinabüro laut Artikel nun doch nicht eröffnen. Grund sei die sich "zurzeit stetig verändernde Gesetzgebung in China" – etwa mit Blick auf die Rahmenbedingungen für die Arbeit von NGOs vor Ort oder Datensicherheit. Die Zusammenarbeit sei "derzeit von sehr aufwendigen Administrations- und Abstimmungsprozessen geprägt", formulierte die Max-Planck-Gesellschaft.

Deutsch-Chinesische Kooperation: nur ein Gewinner?

Derzeit kommen deutlich mehr Forschende aus China nach Deutschland als umgekehrt. 2018 sei lediglich eine deutsche Bewerbung für ein Forschungsstipendium in China eingegangen, berichtete etwa die Humboldt-Stiftung dem Handelsblatt. Für einen Aufenthalt in Deutschland hätten sich dagegen 247 chinesische Forschende beworben. Alleine bei Max-Planck forschten pro Jahr 1.300 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus China.

Die Fraunhofer-Gesellschaft prüft laut Bericht jede potenzielle Kooperation auf eine "Gefahr des unkontrollierten Know-how-Abflusses". Es müsse garantiert sein, dass auch Deutschland profitiere, sagte Humboldt-Präsident Pape. "Es kann nicht sein, dass eine Forschungskooperation nur der einen Seite nützt. Da besteht dringender Handlungsbedarf und da würden wir uns auch seitens der Politik mehr Unterstützung wünschen." Max-Planck-Präsident Professor Martin Stratmann betonte: "Wir müssen aufpassen, dass Deutschland und Europa im globalen Wettbewerb mittelfristig nicht zurückfallen."

Die Helmholtz-Gemeinschaft habe eine interne Leitlinien erstellt: "Handlungssicherheit in internationalen Kooperationen". Daran orientiere man sich auch in der Zusammenarbeit mit China.

kas