Vor der US-Flagge steht ein Schild mit der Aufschrift "Shutdown" für Haushaltssperre.
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Finanzierung
Entlassungen und Förderstopps durch US-Haushaltssperre

Die Wissenschaftsgemeinde in den USA bekommt den weiter andauernden Shutdown zunehmend zu spüren. Die Folgen reichen weit in die Zukunft.

16.10.2025

Personalabbau, ausgesetzte Forschungsprojekte, Stopp bei der Bearbeitung von Förderanträgen und Zuschusskürzungen: Das ist gemäß übereinstimmenden internationalen Medienberichten die erste Bilanz der inzwischen mehrwöchigen Haushaltssperre in den USA seit dem 1. Oktober. Der Wissenschaftssektor leidet dem Fachmagazin Nature zufolge vor allem unter der eingestellten Finanzierung im Bereich der grünen Energie sowie unter der Entlassung von Mitarbeitenden im öffentlichen Gesundheitswesen und in staatlichen Laboren. 

Das Amerikanische Institut für Physik (AIP) warnte bereits Anfang Oktober, dass die meisten Wissenschaftsbehörden ihre Grundlagenforschung pausieren und lediglich etwa 20 Prozent der Mitarbeitenden unbezahlt weiterbeschäftigen würden, um die Forschungsausrüstung zu warten. Für die außeruniversitäre Forschung würden Organisationen wie die National Science Foundation (NSF) und die NASA während des Shutdowns weder neue Ausschreibungen veröffentlichen, noch Förderanträge prüfen oder neue Zuschüsse vergeben.

Bei der NSF können Forschende laut offizieller Übergangsregelung weiterhin Anträge einreichen, wobei Fristverlängerungen für die Bearbeitung nach der Haushaltssperre in Aussicht gestellt werden. Die NASA hat hingegen in ihrem Übergangsplan angekündigt, dass sie nach Aufhebung der Sperre nur noch Forschungsaktivitäten finanzieren werde, die "mit den Prioritäten des Präsidenten im Einklang stehen". 

Weitreichende Folgen für Forschungsdaten und Hochschulen 

Die Regierung Donald Trumps teilte laut Nature am 10. Oktober mit, dass sie im Rahmen einer Reduzierungsmaßnahme (Reduction in Force, RIF) 4.100 bis 4.200 Bundesbedienstete entlassen werde. Am selben Tag hätten 1.300 Mitarbeitende des US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) eine Kündigung erhalten. Die Gewerkschaften haben dagegen Klage eingereicht, heißt es. Die Nachricht von Entlassungen bei der einflussreichen Planungsabteilung der nationalen Gesundheits- und Ernährungs-Umfrage (National Health and Nutrition Examination Survey, NHANES) habe unter Epidemiologen besondere Besorgnis ausgelöst. So hat der assoziierte Professor Asher Rosinger von der Pennsylvania State University gegenüber Nature die Befürchtung geäußert, dass die international angesehene Gesundheitsdatenerfassung einen weit in die Zukunft reichenden Schaden davontragen könnte. 

Zu Beginn der Haushaltssperre veröffentlichten die National Institutes of Health (NIH), die wichtige Förderprogramme für die universitäre Forschung anbieten, eine Erklärung zum Umgang mit den gestoppten Fördergeldern. Darin heißt es, dass Forschende während einer Übergangsphase "möglicherweise weiterhin Mittel aus bereits genehmigten Zuschüssen beziehen könnten". Das Zahlungsmanagementsystem bleibe betriebsbereit. Sollte im jeweiligen Zuwendungsbescheid jedoch eine Kontrollklausel enthalten sein, könne deren notwendige Einhaltung nicht geprüft werden und somit keine Auszahlung stattfinden. Ausstehende Peer-Review-Sitzungen entfallen demnach ebenso wie das Zusammenfassen bereits erfolgter Bewertungen. 

Für Hochschulen haben diese Einschnitte bei der NSF und den NIH direkte Auswirkungen, berichtete das Hochschul-Onlinemagazin Inside Higher Ed. Einige Universitäten müssten ausfallende Graduiertenstipendien vorübergehend finanzieren. Das renommierte Georgia Institute of Technology kündigte kürzlich in einer schriftlichen Erklärung an, dass man bei weiter ausbleibenden öffentlichen Mitteln über den 20. Oktober hinaus deutliche Einschränkungen plane. Betroffen seien Verträge, Einkäufe, Reisen, Stellenausschreibungen und Beratungsleistungen. Die Haushaltsblockade verzögere die Auszahlung staatlich finanzierter Forschungsaktivitäten, die monatlich Kosten von über 100 Millionen US-Dollar verursachten.

cva