Ein geöffneter Brief
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Exzellenzstrategie
Entscheidung über Exzellenz-Unis ab 16 Uhr im Livestream

Am Nachmittag fällt in Bonn die Entscheidung über die Exzellenzuniversitäten. 19 Bewerber stehen im Rennen um die Millionenförderung.

19.07.2019

Wer bekommt den Exzellenzstatus? Der Antwort auf diese Frage fiebern in Deutschland am Freitag 17 Universitäten und zwei Hochschulverbünde entgegen. Am Nachmittag soll die Entscheidung über die "Exzellenzuniversitäten" fallen. Elf Gewinner können sich freuen, acht Bewerber gehen leer aus. Die Auszeichnung ist eine von zwei Förderlinien der "Exzellenzstrategie" von Bund und Ländern, verbunden mit einer Finanzspritze von insgesamt 148 Millionen Euro jährlich. Förderbeginn ist der 1. November 2019.

Die Bedingungen für eine Förderung erfüllen die Universitäten Aachen, Bochum, Bonn, Braunschweig, Dresden, Freiburg, Hamburg, Hannover, Heidelberg, Karlsruhe, Kiel, Köln, Konstanz, die LMU München, die TU München, Münster, Stuttgart sowie Tübingen. Die drei Berliner Universitäten sowie die Universität Hannover und die Medizinische Hochschule Hannover bewerben sich im Verbund.

Der Wissenschaftsrat überträgt die Entscheidung ab 16 Uhr im Livestream.

Die geförderten Universitäten erhalten ihre Förderung für mindestens sieben Jahre. Es wird jedoch damit gerechnet, dass eine Auszeichnung einen Titel auf Dauer bedeutet. Denn die Hochschulen müssen sich nicht erneut darum bewerben. Sie bleiben "exzellent", wenn sie in der folgenden Förderrunde erneut erfolgreich "Exzellenzcluster" einwerben, mindestens zwei alleine oder drei im Verbund.

Die Universitäten versprechen sich von der Auszeichnung als "Exzellenzuniversität" jedoch nicht nur mehr Geld. Es geht maßgeblich auch um Reputation und Ansehen – in der internationalen Forschungswelt und im Werben um Studierende.

Zwei-Klassen-System ohne internationalen Wettbewerbsvorteil

Doch das Förderprogramm ist auch umstritten. Ein Kritikpunkt richtet sich gegen die Höhe der Förderung. Die Summe reiche nicht, um den deutschen Universitäten wie angedacht einen merklichen internationalen Standortvorteil gegenüber wissenschaftlichen Einrichtungen, etwa aus den USA, zu verschaffen.

Studierende kritisierten noch in dieser Woche, dass der Wettbewerb zu einem Zwei-Klassen-System in der Wissenschaft führe. Auch wird gestritten über die Frage, wie "exzellent" die Hochschulen wirklich sind und welchen Einfluss letztlich ihre Antragsexzellenz, Größe und bisherige Reputation spielt. Auch der Einfluss der politischen Interessen von Bund und Ländern bei der Abstimmung gilt als problematisch. 

In den vergangenen Wochen hatte ein Team von mehr als 200 internationalen Gutachterinnen und Gutachtern die Universitäten genauer unter die Lupe genommen. Sie haben die Universitäten bewertet nach Forschungsleistung, Drittmitteln und Forschungspreisen, Qualität des strategischen Gesamtkonzepts, forschungsorientierter Lehre, Nachwuchsförderung, Ausbau der Spitzenforschung und Innovationskraft. Aus ihrer Vorabbewertung entscheiden die Wissenschaftsminister der Länder und das Bundesministeriums am Freitag über die Förderung.

"Exzellenzuniversitäten": Der Entscheidungsprozess

Über die "Exzellenzuniversitäten" entscheiden Politik und Wissenschaft. Bund und Länder haben jeweils 16 Stimmen. 39 Stimmen entfallen auf ein Auswahlgremium aus der Wissenschaft. Um gewählt zu werden, braucht ein Antragsteller die einfache Mehrheit aus der Wissenschaft (mindestens 20 Stimmen) sowie mindestens 25 Stimmen aus der Politik.

Das wissenschaftliche Expertengremium hat die Anträge in grün, gelb und rot eingeteilt. "Grün" gestellte Bewerbungen sollten unbedingt gefördert werden, bei "gelben" kann so oder so entschieden werden, "rot" gekennzeichnete Fälle sollten auf keinen Fall ausgewählt werden. Die Politik entscheidet am Freitag auf Grundlage dieser Einteilung. Gebunden ist sie nicht an die Vorentscheidung des Gremiums, Bund und Länder riskieren jedoch ihre Glaubwürdigkeit, wenn sie bei "grünen" oder "roten" Bewertungen entgegen der Meinung der Wissenschaft entscheiden.

Die 2016 von Bund und Ländern beschlossene "Exzellenzstrategie" (ExStra) ist der Nachfolger der "Exzellenzinitiative", mit der ausgewählte Universitäten von 2007 bis 2017 gefördert wurden. Im vergangenen September war bereits die Entscheidung über die zweite Förderlinie der Exzellenzstrategie gefallen, die "Exzellenzcluster". 57 Cluster wurden ausgewählt. Sie erhalten seit Anfang des Jahres insgesamt 385 Millionen Euro im Jahr.

kas