

Bund-Länder-Programm
Erste Evaluation des Tenure-Track-Programms fällt positiv aus
Die Tenure-Track-Professur ist im deutschen Wissenschaftssystem angekommen. Das ist das Ergebnis einer ersten Evaluation des Bund-Länder-Programms zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, welche von der Technopolis Group gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) zwischen 2022 und 2024 durchgeführt worden ist. Bis zum Stichtag (31. Mai 2023) seien 971 von 1.000 geförderten Stellen erstmals besetzt worden. Das Erstberufungsalter betrage durchschnittlich 35,9 Jahren und läge damit 7,3 Jahre unter dem Alter bei einer Berufung auf eine Dauerprofessur.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) will mit dem 2016 beschlossenen Programm Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der frühen Karrierephase unterstützen und die Planbarkeit einer wissenschaftlichen Karriere erhöhen. Zu diesem Zweck sollen bis 2032 insgesamt 1.000 Tenure-Track-Professuren gefördert werden, die sich als eigenständiger Karriereweg hin zur Professur etablieren sollen. Darüber hinaus will das Programm den Hochschulen Anregungen liefern, Tenure-Track-Ansätze auch neben der Professur umzusetzen.
Noch Handlungsbedarf bei Chancengerechtigkeit und Vereinbarkeit
Zu gemischten Ergebnissen kommt die Evaluation im Hinblick auf Chancengerechtigkeit und Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Während die Tenure-Track-Professuren nahezu paritätisch besetzt würden, zeichne sich ab, dass Tenure-Track-Professorinnen häufiger auf W2- statt W3-Professuren verdauert würden. Die geförderten Professorinnen wären zudem deutlich unzufriedener mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf als ihre männlichen Kollegen. Hier bestehe noch Handlungsbedarf, zumal die Hochschulen ihre Unterstützungsangebote nach eigenen Angaben kaum ausgebaut hätten.
Dass das Programm die Wettbewerbsfähigkeit des Wissenschaftsstandorts Deutschlands gesteigert habe, zeige sich daran, dass ein gutes Drittel der Bewerbungen auf die geförderten Stellen auf im Ausland tätige Forschende mit deutscher Staatsangehörigkeit entfallen sei.
Kulturwandel eingeleitet
Die Evaluation verdeutliche den Erfolg des Tenure-Track-Programms, wertet die "Deutsche Gesellschaft Juniorprofessur (DGJ)": Es trage zum "nötigen Kulturwandel hin zu einer früheren Karrieresicherheit in der Wissenschaft" bei, erklärte die stellvertretende Vorstandsvorsitzende Dr. Kristin Eichhorn gegenüber "Forschung & Lehre". Umso wichtiger sei deswegen eine Finanzierung dieser Stellen über die Programm-Laufzeit hinaus.
Die DGJ begrüße auch den Vorschlag paralleler Förderwege unterhalb der Professur zur Schaffung von mehr Stellensicherheit. Dafür sei der Tenure-Track aber nicht unbedingt der richtige Weg, weil die Stellen andere Anforderungsprofile als Professuren aufweisen würden. Es gelte nicht nur, unbefristete Stellen neben der Professur zu schaffen, sondern auch für "eine gewisse Durchlässigkeit hin auf die Professur" zu sorgen.
hes