Flaggen von Europa und China vor schwarzem Hintergrund
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Wissenschaftsbeziehungen
EU fördert Forschung mit militärnahen Unis in China

An ein paar EU-Forschungsprojekten sind weiterhin chinesische Universitäten beteiligt, die dem Militär nahe stehen. Obwohl die EU das Risiko kennt.

17.05.2023

Die Europäische Kommission finanziert offenbar mindestens fünf EU-Forschungsprojekte weiter, bei denen Forschende aus der EU mit militärnahen chinesischen Universitäten kooperieren, berichtet das Onlinemagazin "Science Business" unter Berufung auf eigene Recherchen. Trotz Bedenken um Risiken, dass EU-Technologie in die Hände des chinesischen Militärs gelangen könnte, würden die Projekte fortgeführt. Dabei gehe es um Dual-Use-Technologien wie zum Beispiel Drohnen, Wärmeübertragung in elektronischen Geräten oder Datensicherheit, die sowohl einen zivilen als auch militärischen Nutzen haben könnten.

Beteiligt seien vier renommierte Universitäten der sogenannten "Seven Sons of National Defence" in China, die dem Ministerium für Industrie und Informationstechnologie unterstellt sind und deren Absolventen meist für die staatliche Verteidigungsindustrie arbeiteten. Betroffen seien fünf laufende "Marie Skłowdowska Curie Actions" (MSCA), die über das EU-Forschungsprogramm "Horizon" gefördert werden. Weitere, zivile Projekte seien zumindest "fragwürdig".

Von "Science Business" kontaktierte China-Experten stuften das Risiko, dass China Forschungsergebnisse aus den Projekten für seine Verteidigung verwendet, als "erheblich" ein. Die europäischen Kooperationspartner und die Europäische Kommission sahen laut Bericht hingegen offenbar keine akute Gefahr: Die geltenden Regeln der Forschungskooperation würden eingehalten, die Forschung selbst sei noch in einem zu frühen Stadium, um unmittelbar angewandt werden zu können.

EU lässt weniger Kooperationen mit China zu

Vier der fünf Projekte seien genehmigt worden, bevor die EU ihre zunehmende Sorge hinsichtlich der Wissenschaftsbeziehungen zu China erklärte und deren Rahmenbedingungen neu verhandelte. "Science Business" hält es daher für möglich, dass diese Projekte heute nicht mehr neu in die Förderung aufgenommen würden. Im März habe EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Europäischen Parlament zuletzt erklärt, dass die Wissenschaftskooperation mit China fortgeführt werden soll, allerdings ohne dabei dem Militär zu nützen.

Im ausgelaufenen EU-Forschungsprogramm "Horizon 2020" seien chinesische Forschungseinrichtungen an 609 Projekten (0,34 Prozent aller geförderten Projekte) beteiligt gewesen, im aktuellen Programm "Horizon Europe" seien es noch 111 (0,25 Prozent). Meist seien daran zivile chinesische Universitäten beteiligt wie Tsinghua oder Fudan.

ckr