

Horizon Europe
EU-Unis fordern die Beibehaltung des Exzellenzprinzips
Trotz des ambitionierten "Competitiveness Compass" werde die EU ihre Ziele im Bereich Forschung und Innovation verfehlen, wenn sie nicht weiterhin wissenschaftliche Exzellenz als Grundlage für ihre Wettbewerbsfähigkeit fördere. Das betont ein offener Brief an die EU-Kommission, den inzwischen einhundert Hochschulleitungen sowie zahlreiche Dachorganisationen wie die deutsche Hochschulrektorenkonferenz (HRK), die Interessenvertretung "German U15", der Zusammenschluss 15 forschungsstarker Universitäten, und die Allianz "TU9" von neun führenden Technischen Universitäten unterzeichnet haben. Die Integrität des zehnten Rahmenprogramms "FP10" sei unbedingt zu wahren. Diese steht derzeit zur Diskussion. "FP10" müsse zudem mit einem deutlich erhöhten Budget ausgestattet werden.
Europas Wettbewerbsfähigkeit hänge insbesondere von Fortschritten in den Bereichen komplexe Technologien, Gesundheits- und Lebenswissenschaften, neuartige Materialien, Green Deal-Ziele sowie soziale und demokratische Resilienz ab. Diese seien nur durch bahnbrechende Forschung und Innovationen zu erzielen, für die das Exzellenzprinzip die Grundlage bilde. Entsprechend des Draghi-Berichts und des Heitor-Reports seien der European Research Council (ERC) und die Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen auszubauen. Ihr Bottom-up-Charakter und die Autonomie des ERC müssten dabei erhalten bleiben.
Internationale Zusammenarbeit wichtiger denn je
Gefordert wird außerdem eine Stärkung des European Innovation Council (EIC), einschließlich der Programme "Pathfinder" und "Transition", die der Umsetzung von Wissen in Innovation dienten. Um Kooperationen zwischen privaten Unternehmen und Forschenden beziehungsweise Hochschulen besser fördern zu können, sei zudem die Überarbeitung der zweiten Säule von Horizont Europa erforderlich. Auch EU-Forschungs-Kommissarin Ekaterina Sachariewa hatte bereits angemerkt, dass diese "zu kompliziert" sei.
Angesichts der angespannten geopolitischen Lage thematisiert der offene Brief schließlich die Notwendigkeit von internationaler Zusammenarbeit und Wissenschaftsdiplomatie. "Unsere Fähigkeit zur Zusammenarbeit, auch bei kritischen Technologien, ist ein einzigartiger Vorteil, der alle Partner in die Lage versetzt, über sich hinauszuwachsen, und der ein entscheidendes Gegengewicht zu Isolationismus und Aggression darstellt“, heißt es.
Ob sich die Forderungen der europäischen Hochschulen erfüllen, erscheint derzeit ungewiss. EU- Forschungs-Kommissarin Ekaterina Sachariewa wies im Gespräch mit dem Onlinemagazin "Science Business" auf Budgetbeschränkungen hin ("Forschung & Lehre" berichtete).
Europäisches Parlament möchte unabhängiges FP10
Am Dienstag hat das Europäische Parlament in Straßburg ein Papier verabschiedet, das sich für ein eigenständiges Rahmenprogramm FP10 ausspricht. Das berichtet das Onlinemagazin "Science Business" am Donnerstag. Demnach haben die Abgeordneten mit 523 Stimmen für das Papier gestimmt, es habe 46 Gegenstimmen und 49 Enthaltungen gegeben. Laut dem Papier solle aus dem nächsten Förderrahmenprogramm ein vereinfachtes und missionsgeleitetes, aber weiterhin unabhängiges Programm werden, das ein deutlich höheres Budget und geringere administrative Verpflichtungen beinhalte als das aktuelle Programm "Horizon Europe". Das kommt den Forderungen der Hochschulleitungen nahe.
In der Folge zeichne sich ein Konflikt zwischen dem Europäischen Parlament und der Kommission unter Präsidentin Ursula von der Leyen ab, so "Science Business". Diese hatte die Spekulationen über die Zukunft des Rahmenprogramms dadurch befeuert, dass sie kein unabhängiges Forschungsrahmenprogramm FP10 in ihrem "Competitiveness Compass" berücksichtigt. Neben der Wissenschaftscommunity habe sich auch der Europäische Rat am Dienstag in Warschau für ein unabhängiges FP10 ausgesprochen.
Ein Entwurf für das kommende Forschungsrahmenprogramm wird erst nach der Vorstellung des Vorschlags für den kommenden mehrjährigen Finanzrahmen im Juli erwartet.
aktualisiert am 14.03.2025 um 11.00 Uhr [Ergänzung der Absätze nach "Europäisches Parlament möchte unabhängiges FP10"], zuerst veröffentlicht am 11.03.2025
hes/cpy