Gebäude der Europäischen Kommission in Brüssel.
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Brüssel
EU will deutlich mehr Geld in Forschung investieren

Die Europäische Kommission hat ihre Pläne für das Forschungsbudget 2021-2027 präsentiert. Auch strukturelle Veränderungen sind vorgesehen.

07.06.2018

Europäische Spitzenforschung soll nach dem Willen der EU-Kommission künftig mit deutlich mehr Geld aus dem EU-Haushalt gefördert werden. Für die Jahre 2021 bis 2027 sind den Plänen zufolge Ausgaben in Höhe von 100 Milliarden Euro vorgesehen, wie die Brüsseler Behörde am Donnerstag mitteilte. Im aktuellen Finanzrahmen sind rund 77,5 Milliarden Euro verfügbar.

Nach Angaben der EU-Kommission sollen durch die Ausgaben bis 2027 bis zu 100.000 Arbeitsplätze in der Forschung geschaffen werden. "Investitionen in Forschung und Innovation sind Investitionen in Europas Zukunft", sagte Vizekommissionspräsident Jyrki Katainen.

Die Ausgaben für ein neues Forschungsprogramm "Horizon Europe" sollen dem Vorschlag der Kommission zufolge alleine bei 97,6 Milliarden Euro liegen. Mit diesem Geld sollen unter anderem gesellschaftliche Probleme aus besonders lebensnahen Bereichen bekämpft werden. Als Beispiele nannte die EU-Kommission den Kampf gegen Krebs oder für plastikfreie Meere.

"Damit Europa im harten globalen Wettbewerb auch in Zukunft die Nase vorn hat, brauchen wir beste Bedingungen für Bildung, Forschung und Innovation. Dazu kann 'Horizon Europe' einen wichtigen Beitrag leisten", sagte Bundeswissenschaftsministerin Anja Karliczek zu dem Budget-Vorschlag. Sie hob die Bedeutung der Forschung in der Künstlichen Intelligenz hervor. Diese könne man nur länderübergreifend vorantreiben.

EU-Forschungsprogramm: Open Access als "modus operandi"

Auch künftig soll es wie im aktuellen Programm "Horizon 2020" den Europäischen Forschungsrat (ERC) und die Marie Skłodowska-Curie-Stipendien geben. Darüber hinaus soll ein Europäischer Innovationsrat (EIC) geschaffen werden. Er soll dafür sorgen, dass Entwickler ihre Innovationen schneller auf den Markt bringen können.

Open Access bekommt bei "Horizon Europe" eine zentrale Rolle. Die Kommission definierte den Online-Zugriff auf Forschungsergebnisse als "modus operandi" des neuen Forschungsrahmens. Nur so könnten wissenschaftliche Erkenntnisse länderübergreifend genutzt werden. "Dies wird die Marktakzeptanz unterstützen und das Innovationspotenzial von Ergebnissen aus EU-Fördermitteln erhöhen", teilte die EU-Behörde mit.

Von den 100 Milliarden Euro für das Gesamtbudget sollen 2,4 Milliarden Euro in das Euratom-Programm fließen. Dieses dient der Forschung und Schulung in der nuklearen Sicherheit und dem Strahlenschutz. Es soll verstärkt auch für Bereiche außerhalb des reinen Energiesektors eingesetzt werden, zum Beispiel die Gesundheitsversorgung und die medizinische Ausrüstung. Auch die Mobilität von Atomforschern im Rahmen von Marie Skłodowska-Curie-Projekten soll finanziell unterstützt werden.

Die Vorschläge der Europäischen Kommission sind Teil der EU-Finanzplanung für das kommende Jahrzehnt, die den Kommissionsplänen zufolge insgesamt 1.279 Milliarden Euro umfassen soll. Die EU-Staaten und das Europaparlament müssen noch zustimmen.

kas/dpa