Alphalt auf dem zu lesen ist "Qualität", "Quantität", jeweils mit Pfeilen in entgegengesetzte Richtungen.
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Europäische Wissenschaft
Forderung nach einer Reform der Leistungs-Bewertung

Wie sollte wissenschaftliche Leistung bewertet werden? Aktuell gelten quantitative Kennzahlen, doch europaweit bahnt sich eine Veränderung an.

14.02.2022

Die wissenschaftliche Arbeit von Forschenden wird in der Regel mit quantitativen Kennzahlen wie der Anzahl an Publikationen und Zitationen oder der Höhe der eingeworbenen Drittmittel bewertet. Die EU-Kommission möchte dies ändern und erhält dabei Unterstützung, wie das Onlinemagazin "Science Business" berichtet.

Im November 2021 hatte die EU-Kommision einen Report zur Reform des Leistungsbewertungssystems veröffentlicht. Den Call for Interest, den die Kommission im Anschluss startete, haben bereits mehr als 160 Forschungseinrichtungen aus 22 EU-Ländern (Stand: 31.01.2022) unterzeichnet, darunter die TU Dresden und die TU München. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und die Helmholtz-Gemeinschaft hatten die deutsche Wissenschaft in dem Team vertreten, das den Vorschlag erarbeitete, sie werden allerdings nicht als Interessenten des Calls aufgelistet. "Science Business" berichtet, dass den großen deutschen Wissenschaftsinstitutionen der Reformprozess zu schnell ginge.

Die "Paris Open Science Conference", die von der Französischen Akademie der Wissenschaftten, dem Centre national de la recherche scientifique (CNRS), dem französischen Wissenschaftsministerium und weiteren Akteuren Anfang Februar organisiert wurde, startete einen Aufruf, um die Reformpläne zu unterstützen: der "Paris Call on Research Assessment", der die Reformpläne der EU-Kommission unterstützt. Darin heißt es, dass Forschende nicht über die Anzahl ihrer vielzitierten Paper bewertet werden sollten, da dies den Einfluss anderer Faktoren unterschätze, die Reproduzierbarkkeit von Forschungsergebnissen senke und Forschende davon abbringe, ihre Erkenntnisse zu öffnen und mit anderen zusammenzuarbeiten. Dabei sei gerade Offenheit das, was die Qualität, Effizienz und Wirkung von Forschung bewirke.

Stattdessen sollte ein Bewertungssystem die Qualität und den Einfluss von Forschung belohnen und sicherstellen, dass Forschung ethisch und integer ablaufe. Es gehe darum, alle Aspekte der Forschungsarbeit wertzuschätzen, etwa wie die Forschung in die Öffentlichkeit getragen und vermittelt werde. Außerdem sollte es möglich sein, gemeinschaftliche und disziplinenübergreifende Arbeit zu belohnen und eine Vielzahl an Karrierewegen von Forschenden zu unterstützen.

Die EU Kommission, Science Europe und die European University Association sammeln laut "Science Business" aktuell Feedback und Unterstützung für die Reform der Leistungsbewertung. Mitte 2022 solle die Reform demnach in die Testphase gehen. Dabei seien Universitätszusammenschlüsse diejenigen, die laut Marja Gabriel, EU-Kommissarin für Bildung und Kultur, als erstes testen würden.

cpy