Ein großes, helles Universitätsgebäude in strahlendem Sonnenschein vor tiefblauem Himmel.
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Wissenschaftsfreiheit
Frankreich wirbt um US-Forschende

Universitäten, Abgeordnete und die französische Regierung: Sie alle laden US-amerikanische Forschende offiziell nach Frankreich ein.

25.04.2025

Der ehemalige Präsident François Hollande steht als Parlamentsabgeordneter und Initiator hinter einem aktuellen Gesetzentwurf, der die Schaffung eines "wissenschaftlichen Flüchtlingsstatus" zum Ziel hat. Das geht aus verschiedenen Medienberichten hervor. "Ich möchte, dass die amerikanischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wissen, dass in Frankreich der starke Wunsch besteht, sie willkommen zu heißen", äußerte Hollande sich vor wenigen Tagen gegenüber dem französischen Online-Medium vert. 

Ein wissenschaftlicher Flüchtling sei eine forschende Person, die durch eine öffentliche Entscheidung daran gehindert werde, die in seinem Land begonnene Arbeit fortzusetzen, wie dies seit Januar in den Vereinigten Staaten zu beobachten sei, erläuterte Hollande. Dieses Anliegen sei enorm eilig, um den Forschenden Zuflucht zu gewähren und um beispielsweise China nicht die zentrale Rolle als Gastland für wichtige US-Forschungen mit globaler Relevanz zu überlassen. Hollande wünscht sich deshalb ein Dringlichkeitsverfahren, damit die Debatte in der Nationalversammlung möglichst zeitnah stattfinden kann. 

Wenn die Forschung "unterbrochen, zerschmettert, verhindert" werde, sei dies ein Rückschritt für die Geschichte der Menschheit, sagte Hollande gegenüber Radio France. Das gelte auch mit Blick auf andere Länder mit autoritären Regimen. Er begrüße deshalb ausdrücklich die Initiative einiger französischer Universitäten wie der Aix Marseille Université (AMU), Forschende im Rahmen ihrer Möglichkeiten aufzunehmen. Die Universität hatte im März das Programm "Safe Place for Science" gestartet. "Wir gehen davon aus, dass wir bis zu 15 Millionen Euro für ein dreijähriges Programm aufbringen können, und wir werden mit lokalen Einrichtungen zusammenarbeiten, um etwa 15 Forschende aufzunehmen", teilte AMU-Präsident Eric Berton über die Universitätswebsite mit. 

Französische Regierung eröffnet Zufluchtsportal im Internet 

Erst vor wenigen Tagen ist die Plattform "Choose France for Science" online gegangen, die von der französischen Nationalen Forschungsagentur (ANR) im Regierungsauftrag betrieben wird. Universitäten, Schulen und Forschungseinrichtungen können hierüber eine Kofinanzierung durch die Regierung beantragen, um Forschende aufzunehmen, heißt es auf der Plattform. Besonders willkommen sind demnach Forschungsthemen wie Gesundheit, Klima, Biodiversität, nachhaltige Gesellschaften, digitale und Künstliche Intelligenz, Weltraumforschung oder dekarbonisierte Energien. 

Frankreich wirbt auf der Plattform für sich als "einladendes" Gastland mit erstklassiger Forschungsinfrastruktur, umfangreichem internationalem Forschungsökosystem und Forschungsfreiheit. US-Forschenden wird eine Liste von potentiellen Gastinstitutionen offeriert. Für jedes von Institutionen und gegebenenfalls lokalen Behörden sowie dem privaten Sektor finanzierte Aufnahmeprojekt könne eine zusätzliche staatliche Förderung über das Rahmenprogramm France 2030 in Höhe von bis zu 50 Prozent der Gesamtsumme gewährt werden.

cva