Illustration einer Karriereleiter
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Chancengleichheit
Gleichstellungs-Maßnahmen an Hochschulen unausgewogen

Hochschulen weltweit tun viel, um Frauen zu fördern. Dabei vergessen sie Bereiche, in denen Männer in der Unterzahl sind, kritisiert ein Report.

23.05.2022

Hochschulen müssen die bestehende Geschlechterungleichheit in der Wissenschaft mit ausgewogeneren Maßnahmen angehen, mahnen die Autorinnen und Autoren eines neuen Reports zur Chancengleichheit. Vielerorts eingeführte Programme, um Frauen zu fördern – etwa mehr Studentinnen und Forscherinnen in MINT-Fächer zu bekommen –, greifen demnach zu kurz, kritisieren die Herausgeber des Berichts, das britische Onlinemagazin "Times Higher Education" (THE) und das Unesco International Institute for Higher Education in Latin America and the Caribbean (IESALC).

Aktuelle Daten von über 2.000 Hochschulen weltweit zeigten zum Beispiel, dass Frauen nicht in allen MINT-Fächern unterrepräsentiert sind. Dies treffe zwar noch auf Informatik und Technik zu, die derzeit einen durchschnittlichen Studentinnenanteil von 26 und 27 Prozent aufweisen, jedoch nicht mehr auf Lebenswissenschaften oder Physik (57 und 45 Prozent Studentinnen). In pflegeorientierten Disziplinen wie Psychologie, Pädagogik sowie klinischen und gesundheitswissenschaftlichen Fächern seien im Gegenzug Studenten in der Unterzahl und das teils deutlicher als Frauen in MINT-Fächern. Dort gebe es jedoch eher selten Gleichstellungsmaßnahmen.

Differenziertere Gleichstellungs-Maßnahmen gefordert

Den Herausgebern zufolge sollten daher Diskussionen und Maßnahmen zur Gleichstellung der Geschlechter in der Wissenschaft differenzierter geführt und Trends detaillierter untersucht werden. Es mangele an Verständnis dafür, dass nicht nur Frauen, sondern auch Männer geprägt von sexistischen Überzeugungen und traditionellen Geschlechterrollen ihre Karriereentscheidungen treffen, zitiert THE zudem Katharina Block, Assistenzprofessorin für Sozialpsychologie an der Universität Amsterdam, die zur Geschlechtertrennung auf Arbeitsmärkten forscht. Zugleich müsse sich die gesellschaftliche Wertschätzung für pflegeorientierte Disziplinen erhöhen, um diese in Gleichstellungsmaßnahmen von Hochschulen stärker berücksichtigen zu können.

Der am Freitag veröffentlichte Report "Gender Equality: How global universities are performing – part 2" ist der Nachfolger des ersten Teilberichts zu Gleichstellung der Geschlechter, den die Autorinnen und Autoren bereits im März herausgegeben haben. Darin würdigten sie den weltweiten Fortschritt und hohen Sachstand im Hinblick auf Gleichstellung an Hochschulen, vor allem in Asien und Ozeanien.

Sie kritisierten aber unter anderem auch, dass die Gleichstellungsmaßnahmen, mit denen sich Hochschulen vielerorts rühmen, häufig schlecht dokumentiert und implementiert seien. Hochschulen konzentrieren sich zudem eher darauf, Frauen Zugang und Unterstützung zu bieten, als ihre Fortschritte und Erfolge zu messen. Dies führe zur aktuellen Situation, dass an Hochschulen weltweit zwar auf Studierendenebene annähernd Parität herrscht, aber mit zunehmender Karrierestufe immer weniger Frauen vertreten sind.

ckr