Zunehmend keimende Erbsen in einer siebentägigen Versuchsreihe
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Wissenschaftsrat
"Grundlagen und Anwendung sind keine Gegensätze"

Der Wissenschaftsrat fordert einen engen Austausch zwischen Grundlagen- und anwendungsorientierter Forschung. Auch die Gesellschaft soll mit ins Boot.

03.02.2020

Der Wissenschaftsrat hat für einen stärkeren Austausch zwischen Forschenden, Hochschulen und Forschungseinrichtungen mit der Gesellschaft plädiert. In einem Positionspapier, das der Wissenschaftsrat am Montag veröffentlicht hat, spricht sich die Organisation auch für eine stärkere Vernetzung innerhalb der Wissenschaft aus, um den steigenden Erwartungen der Gesellschaft gerecht zu werden.

Grundlagenforschung und angewandte Forschung seien "längst keine starren Gegensätze mehr", sagte Martina Brockmeier, scheidende Vorsitzende des Wissenschaftsrats. Beide Pole hingen zusammen und müssten in beide Richtungen offen bleiben. Forscherinnen und Forscher sollten zügig zwischen Grundlagen- und Anwendungsorientierung und umgekehrt wechseln können, forderte Brockmeier. Nur so könnten Wissenschaftseinrichtungen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung und sich selbst gerecht werden.

Die Erwartungen an die Relevanz von Forschung nähmen zu. Forschung habe jedoch eine "Eigendynamik". Dies müssten Forschende laut Wissenschaftsrat respektieren und übersteigerte Erwartungen zurückweisen. Ein offener Austausch und Kooperationen könnten nur entstehen, wenn die wissenschaftliche Integrität erhalten bliebe, so Brockmeier.

Dafür sollen nach Ansicht des Wissenschaftsrats die Förderangebote flexibler gestaltet werden. Strikte thematische Vorgaben und Rahmenbedingungen für Forschungsvorhaben könnten innovationshemmend sein, heißt es in der Mitteilung. Zudem müsse Engagement für den wissenschaftlichen Austausch auch als wissenschaftliche Leistung bewertet und belohnt werden. "Ansonsten wirkt sich die geforderte Öffnung des Wissenschaftssystems negativ auf die akademischen Karrierechancen aus", so Brockmeier.

Akademienprogramm weiter fördern

Der Wissenschaftsrat hat sich zudem dafür ausgesprochen, dass Bund und Länder das Akademienprogramm der Union der Akademien verlässlich weiter fördern sollten, mit jährlich steigenden Mitteln. Für das laufende Jahr haben Bund und Länder das Fördervolumen bereits um drei Prozent gesteigert. "Dieses weltweit einmalige Förderprogramm ist von transnationaler Bedeutung", so Brockmeier nach der nunmehr dritten Evaluation des Programms.

Für die Zukunft soll das Programm nach Ansicht des Wissenschaftsrates weiterentwickelt werden. Neben den Bereichen Personal, Diversitätsmanagement, Wissenschaftskommunikation und europäische Vernetzung fordert das Gremium von der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften vor allem ein Gesamtkonzept zur Digitalisierung. Bund und Länder sollten insbesondere die europäische Vernetzung des Programms stärken und dafür zunächst Österreich und die Schweiz für die Teilnahme am Programm gewinnen. Die acht deutschen Länderakademien in der Union sollten sich zudem künftig gemeinsam den Herausforderungen eines sich wandelnden Wissenschaftssystems stellen, heißt es in der Mitteilung des Wissenschaftsrats.

ckr