Schriftzug der Eberhard Karls Universität Tübingen an einem ihrer Gebäude
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Umbenennungsdebatte
Gutachten zu den Namensgebern der Uni Tübingen

Die Eberhard Karls Universität Tübingen erörtert eine Umbenennung. Grundlage der Entscheidung wird ein nun veröffentlichtes Gutachten sein.

12.05.2022

Die altehrwürdige Eberhard Karls Universität Tübingen steht möglicherweise vor einem Namenswechsel. Nach dem jetzt veröffentlichten Gutachten durch mehrere Historikerinnen und Historiker zu den Namensgebern der Uni, Graf Eberhard und Herzog Karl Eugen von Württemberg, soll Mitte des Jahres entschieden werden, ob sich die Hochschule umbenennt oder alles so bleibt wie es ist. Universitätsrektor Professor Bernd Engler sagte am Donnerstag, dass der Senat eine breite Diskussion darüber führen werde. "Die Senatorinnen und Senatoren würden gerne diese Debatte noch im Sommersemester abschließen", sagte Engler.

Graf Eberhard von Württemberg hatte die Universität Tübingen 1477 gegründet. Herzog Karl Eugen hatte 1769 den bis heute gültigen Namen der Hochschule festgelegt, die als Eberhard Karls Universität auf die Vornamen beider Herrscher Bezug nimmt.

Kritik an dem historischen Namen der Universität Tübingen wurde bereits in der Studentenbewegung der 1970er Jahre laut, zielte damals aber dem Gutachten zufolge darauf ab, "eine dem politisch links verorteten Weltbild einiger Studierendengruppen adäquat erscheinende Persönlichkeit zu ehren". Die aktuelle Kritik wende sich dagegen gezielt gegen die beiden Namensgeber der Universität, denen Antisemitismus beziehungsweise eine despotische Regierungsweise vorgeworfen wird. Der Senat hatte deshalb im vergangenen Jahr eine Kommission ins Leben gerufen, die eine Bewertung erstellen sollte. "Eberhard ist judenfeindlich und unterscheidet sich damit in keiner Weise von dem allergrößten Teil seiner Zeit- und Standesgenossen", sagte die Leiterin der Kommission, Professorin Sigrid Hirbodian. Sie ist Direktion des Tübinger Instituts für Geschichtliche Landeskunde.

dpa/cpy