March for Science
Heute wieder weltweit Demonstrationen für die Wissenschaft
Heute ist es soweit: Weltweit protestieren Menschen beim zweiten March for Science für die Wissenschaftsfreiheit. Für Deutschland haben wenige Stunden vor dem Start 20 Standorte ein Programm angemeldet.
"Ich freue mich riesig auf den Tag und die Stimmung in den regionalen Vorbereitungsteams ist super", sagt Organisatorin Dr. Tanja Gabriele Baudson. Sie selbst wird am March for Science im Rheinland teilnehmen und sprechen. An der Kölner Domplatte werden sich gegen 11 Uhr Wissenschaftler sowie interessierte Bürger treffen und einen Demonstrationszug in Richtung Kölner Rudolfplatz starten. Dort findet im Anschluss eine Kundgebung mit zahlreichen Rednerinnen und Rednern statt. Darunter sind auch die nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen, der Biologe und Generalsekretär der Alexander von Humboldt-Stiftung Dr. Enno Aufderheide, der Physiker und ESA-Astronaut Dr. Reinhold Ewald und der bekannte Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar.
An anderen Standorten beteiligen sich unter anderem der Biochemiker und Nobelpreisträger Professor Hartmut Michel sowie Professor Horst Hippler, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz. "Die Freiheit von Wissenschaft ist in vielen Regionen der Welt permanent eingeschränkt oder gefährdet", betonte Hippler vorab. "Dass sie auch in etlichen demokratisch verfassten Staaten attackiert wird, dass auch in Deutschland wissenschaftsfeindliche Tendenzen zuzunehmen scheinen, betrifft uns in besonderem Maß." Es schärfe das Bewusstsein dafür, "wie wenig wir eine von politischen oder anderen Fremdeinflüssen freie wissenschaftliche Arbeit selbstverständlich nehmen dürfen."
Auch Wissenschaftsministerin Anja Karliczek befürwortet die Protestaktion "March for Science". "Ich unterstütze es sehr, dass Wissenschaftler sich dafür einsetzen, die Freiheit der Forschung weltweit zu stärken und zu verteidigen", sagte sie der "Berliner Zeitung". "Die Freiheit der Wissenschaft ist so wichtig wie selten zuvor."
March for Science: Größere Angebotsvielfalt, weniger erwartete Teilnehmer
Demonstrationen sollen in insgesamt 15 Städten stattfinden. An sieben Orten sind Diskussionen oder ähnliche Aktionen geplant. Die meisten dürften in Berlin stattfinden. Hier sind unter der Initiative "Kieznerds" Veranstaltungen in zahlreichen Lokalitäten geplant. So wollen die Wissenschaftler mit möglichst vielen Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch kommen.
An einzelnen Orten hat es bereits ein Vorprogramm gegeben und auch nach dem 14. April sind in einigen Städten Veranstaltungen zum "March for Science" geplant. In Jena fand zum Beispiel schon am 12. April eine Podiumsdiskussion zum Thema Wissenschaftsfreiheit mit Wissenschaftlern und Politikern statt. Heidelberg plant, im Mai unter dem Titel weiterzudiskutieren: "Science March – und jetzt? Das Bild des Wissenschaftlers in der Öffentlichkeit".
Insgesamt rechnet das Organisationsteam des March for Science mit weniger Teilnehmern als bei der Premiere 2017. "Das liegt schon alleine daran, dass es weniger Demonstrationen und mehr kleinere Veranstaltungen wie Diskussionsrunden gibt", sagt Baudson. "Aber dafür haben wir in diesem Jahr ein sehr abwechslungsreiches und spannendes Programm."
Der "March for Science" in Deutschland – was passiert wo?
- Braunschweig
- Bremen
- Dresden / Chemnitz / Freiberg
- Frankfurt / Rhein-Main
- Göttingen
- Kassel
- Kiel
- Koblenz
- Köln / Rheinland
- München
- Münster
- Neuruppin
- Saarbrücken
- Stuttgart
- Trier
Diskussionsveranstaltungen und andere Dialogformate:
Alle Informationen zu Startzeiten und Ablauf auf der Website "March for Science Germany".
2017 beteiligten sich 22 deutsche Standorte am March for Science. 37.000 Menschen nahmen nach Schätzungen des Organisationsteams teil, die meisten mit 11.000 in Berlin. Wie es sich auch für dieses Jahr abzeichnet, gab es die meisten Protestaktionen in den USA. Dort richtete sich die Bewegung vor allem gegen die Rhetorik von US-Präsident Trump, der unter anderem die Erderwärmung mehrfach als Schwindel bezeichnet hatte.
Begleitend zum March for Science 2017 wurde auch über Versäumnisse der Wissenschaft gesprochen, um das Vetrauen der Bevölkerung zu gewinnen und die eigene Arbeit transparenter zu machen. Kritisch diskutiert wurden unter anderem die Drittmittelabhängigkeit in der Forschung sowie der Einfluss des zunehmenden Publikationsdrucks auf die Ausrichtung von Forschungsfragen.
Wie Baudson gegenüber Forschung & Lehre sagte, habe der Verein "March for Science e.V." Handlungsfelder definiert, um "Wissenschaft zu dem zu machen, was sie sein könnte". Konkrete Projektarbeiten seien geplant, liefen aber noch nicht.
kas