Ein Doktorhut liegt auf einer blauen Decke mit den EU-Sternen.
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Europäischer Bildungsraum
Hindernisse für einen europäischen Hochschulabschluss

Die EU-Kommission wünscht sich einen europäischen Hochschulabschluss und transnationale Studiengänge. Ein Bericht aus Pilotprojekten zeigt Hürden auf.

15.01.2025

Bürokratische Hürden und nationale Regelungen behindern einen europäischen Bildungsraum mit transnationalen Studiengängen und einem europäischen Hochschulabschluss. Zu diesem Ergebnis kommt der vor wenigen Wochen veröffentlichte Abschlussbericht einer Umfrage unter zehn Erasmus+-Pilotprojekten (2023-2024) im Auftrag der EU-Kommission. Sechs der Pilotprojekte mit insgesamt 140 Hochschulen hatten den Auftrag, Konzepte für eine vertiefte europäische Zusammenarbeit im Hochschulbereich zu testen. Der vorliegende Bericht fokussiert auf die Abschlüsse. 

Ein europäischer Abschluss könnte durch gemeinsame europäische Kriterien die Entwicklung und Anerkennung transnationaler Abschlüsse erleichtern, ohne nationale Bildungsstandards zu harmonisieren, heißt es im Bericht. Rechtliche Grundlagen für Hochschulallianzen könnten institutionelle Kooperationen erleichtern, etwa in der gemeinsamen Entscheidungsfindung, Rekrutierung, geteilter Infrastruktur und Ressourcen-Nutzung sowie der Entwicklung gemeinsamer Curricula. 

Vom Kleinklein zum gemeinsamen Abschluss 

Zu den Regelungen, die in der Hochschullehre als hinderlich heterogen wahrgenommen worden sind, gehören dem Bericht zufolge die Lehrpläne selbst, die Regelstudienzeiten, der Umfang von Abschlussarbeiten aber auch Vorgaben zum Thema Distanzlernen und Sprachvorgaben. Die Pilotprojekte entwickelten eine Liste mit 16 vereinfachten Einheitskriterien, die die Vielfalt akademischer Kulturen respektieren und Hochschulen ihre Autonomie lassen. 

Zu den Empfehlungen an die politischen Entscheidungstragenden gehört die enge Abstimmung mit den zentralen Interessengruppen wie Universitätsverbünden und Studierendenorganisationen. Hinzu kommt der Hinweis, dass ein transparenter Fahrplan zum europäischen Hochschulabschluss notwendig ist, der Übergangsprozesse, rechtliche Auswirkungen und die Abstimmung mit dem Bologna-Prozess berücksichtigt. Auch die gemeinsame Erarbeitung praxisorientierter Leitlinien und das Erstellen eines Handbuchs zur Unterstützung von Hochschulen werden von Akteurinnen und Akteuren der Pilotprojekte als sinnvoll erachtet. 

Darüber hinaus sollen laut Bericht gemeinsame Forschungsinitiativen, internationale Mobilität und die Anerkennung gemeinsamer Publikationen gefördert werden. Im Sinne eines inklusiven Zugangs müssten die Vielfalt der Studierenden und die Chancengleichheit für benachteiligte Gruppen in die Umsetzungsüberlegungen einfließen. Finanzielle Unterstützung sei in Form von Stipendien für Studierende und von Zuschüssen für Hochschulen vorzusehen.

Europäischer Bildungsraum 

Seit 2020 existiert in der EU die Idee von einem europäischen Bildungsraum. Ein erstes Konzept für die Einführung eines europäischen Abschlusses wurde im März letzten Jahres von der EU-Kommission als zentrale Initiative der Strategie für die Hochschulen vorgestellt. Ziel ist die Förderung transnationaler Kooperationen im Hochschulbereich, Expertise und Exzellenz zu bündeln sowie global wettbewerbsfähiger zu werden.

cva