

EU
Hochschulen wollen unabhängiges FP10
Eine Koalition aus fünf Forschungsverbünden hat Empfehlungen veröffentlicht. Die richtungsweisenden Hinweise soll die EU-Kommission laut den Unterzeichnenden bei der Verknüpfung des nächsten Forschungsförderungsprogramms (FP10) mit dem neuen europäischen Wettbewerbsfonds (ECF) berücksichtigen. Zum Verbund gehören unter anderem die League of European Research Universities (LERU), das Netzwerk von Universitäten europäischer Hauptstädte (UNICA) und der Zusammenschluss von über 20 forschungsintensiven Universitäten in der Guild of European Research-Intensive Universities.
Eine zentrale Forderung der fünf Forschungsverbünde besteht darin, dass Mittel aus dem FP10 ausschließlich dazu dienen sollen, neues Wissen und technologische Durchbrüche zu entwickeln, während der ECF deren Verbreitung und Hochskalierung unterstützen soll. "FP10 soll sich auf die Generierung neuer Ideen und Innovationen konzentrieren, während der ECF Technologien mit dem größten Potential zur Steigerung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit skalieren soll", heißt es im Empfehlungspapier der Gruppe. Beide Programme sollten demnach komplementär und verbunden sein, aber unterschiedlichen Zwecken dienen sowie unterschiedlichen Zielgruppen zugutekommen. Neu eingeführte "Challenge Manager" könnten demzufolge die strategische Koordination der beiden Finanztöpfe begleiten, indem sie insbesondere "aufkommende technologische Trends, die zur europäischen Wettbewerbsfähigkeit beitragen können, basierend auf unabhängiger technologischer Vorausschau" identifizieren.
"Wir fordern ein ambitioniertes und zweckgebundenes Budget für FP10 von mindestens 200 Milliarden Euro."
aus dem Empfehlungspapier von LERU, The Guild, EASSH, ise und UNICA
Komponenten, die nicht direkt zu Forschung und Innovation beitragen, sollen zukünftig aus dem Forschungsförderungsprogramm rausfallen oder zumindest über andere Töpfe des EU-Haushalts mitfinanziert werden. Außerdem ist nach Meinung der Unterzeichnenden eine finanzielle Aufstockung von FP10 notwendig: "Wir fordern ein ambitioniertes und zweckgebundenes Budget für FP10 von mindestens 200 Milliarden Euro." Dabei sollten mehr Expertinnen und Experten, insbesondere Forschende, die Themensetzung und Priorisierung von FP10 mitgestalten. Militärische Forschung müsse ausgeschlossen bleiben, duale Nutzung solle diskutiert und mit Schutzmechanismen versehen werden.
FP10 derzeit in der finalen Ausgestaltung
Zuletzt hatten Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und die EU-Kommissarin für Start-Ups, Forschung und Innovation, Ekaterina Sachariewa, mitgeteilt, dass der Wettbewerbsfonds den gesamten Innovationszyklus unterstützen soll und eng mit FP10 verbunden sein wird. Außerdem heißt es in einem kürzlich erschienenen Bericht der Expertengruppe der Europäischen Kommission zu den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen von Forschung und Innovation (Expert group on the economic and societal impact of research and innovation, ESIR), dass die Forschung zum Thema "Dual-Use" in FP10 integriert und mit dem Europäischen Verteidigungsfonds abzustimmen sei.
Es wird erwartet, dass die Kommission am 16. Juli ihren Vorschlag für den nächsten langfristigen EU-Haushalt (multiannual financial framework, MFF) nach 2027, einschließlich des ECF und des FP10, vorstellt.
Europäische Hochschulallianzen befürchten FP10-Ausschluss
Der Vorschlag, die Finanzierung der Europäischen Hochschulallianzen vom Bildungsprogramm Erasmus+ in den neuen Europäischen Fonds für Wettbewerbsfähigkeit (ECF) zu verlagern, sorgt in akademischen Netzwerken für Besorgnis, berichtet Science Business.
Die Europäischen Hochschulallianzen sind Teil einer Leitinitiative der EU-Hochschulstrategie und umfassen laut Website der EU-Kommission derzeit 65 europäische Hochschulallianzen mit mehr als 570 Hochschuleinrichtungen. Sie verfolgen in freiwilliger bottom-up organisierter Kooperation das Ziel, gemeinsame Studiengänge und Lehrformate zu entwickeln, Mobilität von Studierenden und Hochschulpersonal zu ermöglichen und die internationale Zusammenarbeit in Lehre, Forschung und Verwaltung zu stärken. Im Haushaltszeitraum 2021-2027 werden über Erasmus+ rund 1,2 Milliarden für die europäische Hochschulinitiative bereitgestellt.
Science Business zufolge werde nun befürchtet, dass der Wettbewerbsfonds einen top-down-Ansatz verfolgt, der die Förderung der Hochschulallianzen strategischen EU-Politikzielen unterordnen könnte, die stärker an kurzfristiger wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit statt an akademischen Missionen ausgerichtet sind. Forschung und Bildung benötigen Zeit und führen nicht sofort zu wirtschaftlichen Ergebnissen. Als möglicher Vorteil der finanziellen Eingliederung in den wirtschaftsorientierten ECF wird genannt, dass eventuell eine bessere Unterstützung für forschungsbezogene Zusammenarbeit geboten werden könnte, während Erasmus+ mehr auf Lehre und Nachwuchsförderung fokussiert sei.
cva