

EU-Förderprogramm
HRK und internationale Partner fordern eigenständiges FP10
Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und die ihr entsprechenden Partnerorganisationen in Frankreich (France Universités) und Polen (Konferencja Rektorów Akademickich Szkół Polskich; KRASP) fordern eine zukunftsorientierte Forschungsförderung der Europäischen Union (EU) nach bewährtem Muster, meldet die HRK am 8. April. Diese solle bedarfsgerecht sein, weiterhin auf Offenheit und Exzellenz setzen sowie als eigenständiges Nachfolgeprogramm (FP10) installiert werden.
Die drei Organisationen unterstützten zwar die aktuellen Überlegungen der Europäischen Kommission, die Wettbewerbsfähigkeit der EU durch die Stärkung von Forschung und Innovation zu fördern. Sie fordern jedoch, die bisherigen eigenständigen Rahmenprogramme entsprechend der jüngsten "Warschauer Erklärung" der EU-Mitgliedstaaten beizubehalten. KRASP-Präsidentin Professorin Bogumiła Kaniewska betont: "Um bestehende Ungleichheiten insbesondere in Ländern wie Polen abzubauen, sind langfristig wirksame, strategische Unterstützungsmechanismen unabdingbar. Ohne solche gezielten Maßnahmen bleibt die Gefahr eines zweigeteilten Europas bestehen, das den gemeinsamen Fortschritt der europäischen Forschungsgemeinschaft gefährden würde."
"Ohne solche gezielten Maßnahmen bleibt die Gefahr eines zweigeteilten Europas bestehen, das den gemeinsamen Fortschritt der europäischen Forschungsgemeinschaft gefährden würde."
KRASP-Präsidentin Professorin Bogumiła Kaniewska
Die europäische Forschung sei der HRK-Meldung zufolge bereits weltweit führend und die EU solle diese Stärke nutzen, um Innovationen weiter voranzutreiben, statt bestehende Erfolge zu gefährden. Die Vorsitzenden der deutschen, französischen und polnischen Rektorenkonferenzen seien sich einig, dass die Forschungsgemeinde ein unterstützendes, stabil finanziertes Umfeld mit optimalen Arbeitsbedingungen benötige, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen.
Plädoyer für thematisch offene Forschung und Kooperationen
Eine zersplitterte Landschaft kurzlebiger Förderinstrumente, die über verschiedene EU-Generaldirektionen verteilt sind, würde Forschungstalente durch übermäßige Komplexität abschrecken und letztlich wertvolles Innovationspotenzial verschwenden. HRK-Präsident Professor Walter Rosenthal wendet sich in diesem Zusammenhang gegen eine zu starke politische Ausrichtung der Förderung: "Die Europäische Kommission stellt im Kompass für Wettbewerbsfähigkeit fest, dass der Europäische Forschungsrat (ERC) stärker auf die politischen Prioritäten der EU ausgerichtet werden müsse. Dies gefährdet allerdings die erfolgreiche Rolle des ERC innerhalb der europäischen Forschungslandschaft."
Die vom ERC geförderte Grundlagenforschung müsse, so Rosenthal, thematisch offen bleiben, da nur die Forschenden selbst neue Wissenspotenziale erkennen und zukünftige Innovationstrends antizipieren könnten. "Der Erfolg dieses Ansatzes zeigt sich eindrucksvoll an der großen Zahl kommerziell nutzbarer Patente, die aus ERC-geförderten Projekten hervorgehen", führt Rosenthal weiter aus. Die europäische Hochschulvereinigung (EUA) hat sich kürzlich vergleichbar positioniert und auf Anfrage von Forschung & Lehre vor einer Beschneidung der Forschungsfreiheit gewarnt.
"Die vom ERC geförderte Grundlagenforschung muss thematisch offen bleiben, da nur die Forschenden selbst neue Wissenspotenziale erkennen und zukünftige Innovationstrends antizipieren können."
HRK-Präsident Professor Walter Rosenthal
Professor Lamri Adoui, Präsident von France Universités, ergänzt die Bedeutung der Errungenschaften aus Verbundprojekten: "Die Verbundforschung ist einer der großen Vorteile des Rahmenprogramms. Forschungsergebnisse aus europäischen Verbundprojekten werden doppelt so häufig zitiert wie Veröffentlichungen anderer Forschungsprojekte." Die Konsortien würden die Grundlage für zukünftige Forschungscluster schaffen, die in der Lage sein würden, Technologien für den Übergang zur Klimaneutralität zu entwickeln. Dafür sei "eine starke Unterstützung entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Forschung und Innovation" unabdingbar.
"Forschungsergebnisse aus europäischen Verbundprojekten werden doppelt so häufig zitiert wie Veröffentlichungen anderer Forschungsprojekte."
Professor Lamri Adoui, Präsident von France Universités
Adoui bedauere ausdrücklich, dass die Verbundforschung im sogenannten Bocconi-Bericht stark kritisiert und deren positiver Nutzen des grenzüberschreitenden Zusammenarbeitens sogar in Frage gestellt worden sei. In diesem Bericht internationaler Fachleute aus dem Bereich Volkswirtschaftslehre wurde unter anderem kritisiert, dass die internationale Verbundsforschung kleinere Projekte benachteilige, die Antragstellung zu kompliziert sei und dass sich die Wirkung auf tatsächliche Innovationen in der Praxis oft schwer messen lasse.
cva