Ein junger Mann muss sich zwischen vier Wegen entscheiden
mauritius images/Westend61/Werner Dieterich

Berufliche Bildung
HRK und VDI kritisieren erneut "Berufsbachelor"

Ein Bundestagsausschuss soll über neue Bezeichnungen für Fortbildungsabschlüsse in der Berufsbildung debattieren. Der Vorschlag bleibt umstritten.

15.10.2019

Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) hat vor der Einführung neuer Bezeichnungen für Ausbildungsabschlüsse gewarnt. Die von Bildungsministerin Anja Karliczek vorgeschlagenen Bezeichnungen "Bachelor Professional" und "Master Professional" würden die Qualität der Abschlüsse senken, teilte der VDI am Dienstag mit. Auch die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) erneuerte ihre Kritik.

"Die vorgesehenen Abschlussbezeichnungen erzeugen Intransparenz und schaffen Unklarheit bei der Berufs- und Studienorientierung junger Menschen, aber auch bei Stellenausschreibungen und der Personalrekrutierung", sagte VDI-Direktor Ralph Appel laut einer Mitteilung des Vereins. "Mit einem Schlag" seien die bisher erzielte Akzeptanz und Attraktivität der im Rahmen des Bologna-Prozesses eingeführten akademischen Grade in den Ingenieurwissenschaften gefährdet.

Bestehende Abschlüsse international anerkannt

Auch international würde sich eine Umbenennung negativ auswirken, meint der VDI. Die Anerkennung deutscher ingenieurwissenschaftlicher Bachelor-und Master-Abschlüsse im Ausland hänge deutlich von ihrem klaren akademischen Profil ab. "Jede Aufweichung und Verwischung gefährdet die ohnehin komplexen internationalen Verhandlungen zur gegenseitigen Anerkennung der akademischen Abschlüsse und wäre extrem kontraproduktiv hinsichtlich der internationalen Mobilität von Studierenden und Berufstätigen", sagte Appel.

Die HRK sieht das ähnlich. Die Abschlüsse 'Bachelor' und 'Master' würden europaweit ausschließlich von hochschulischen Einrichtungen vergeben und werden daher im Ausland eindeutig als Hochschulabschlüsse wahrgenommen. "Es darf nicht passieren, dass [...] eine fehlerhafte Umetikettierung etabliert wird. Hier entstünde ein Problem, das uns über Jahrzehnte beschäftigen würde", betonte HRK-Präsident Professor Peter-André Alt laut Mitteilung.

Der VDI rechnet damit, dass der Zusatz "Professional" für den beruflichen Abschluss zu einer Abwertung der akademischen Titel "Bachelor" und "Master" führen werde. Darüber hinaus impliziere die Bezeichnung "Professional" fälschlicherweise eine neue Professionalität der Ausbildungsabschlüsse. Zielführender sei, der beruflichen Bildung klar abgrenzende Bezeichnungen mit einer aufeinander aufbauenden Systematik einzuführen, zum Beispiel über "Junior Professional", "Senior Professional" oder "Strategic Professional". Einen solchen Ansatz verfolgt auch die HRK.

Der Vorstoß zur Einführung des "Bachelor Professionals" und des "Master Professionals" ist Teil der geplanten Novelle des Berufsbildungsgesetzes (BBiG). Die neuen Bezeichnungen sollen die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung betonen. Am Mittwoch soll der Bildungsausschuss im Bundestag über den Vorstoß der Bundesregierung beraten. Der Bundesrat hatte den Vorschlag der Bundesregierung im Juli in der bisherigen Fassung abgelehnt.

kas