Schüler oder Student sitzt mit einem Laptop auf dem Boden in einer Bibliothek
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forsa-Umfrage
Jugendliche zweifeln an Chancengleichheit

Der Großteil der Jugendlichen in Deutschland glaubt nicht an gleiche Bildungschancen für alle. Digitale Technologien können daran kaum etwas ändern.

09.12.2019

Jugendliche glauben nicht an Chancengleichheit im deutschen Bildungssystem. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative forsa-Umfrage unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Auftrag des Stifterverbandes. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) der befragten 14- bis 21-Jährigen zweifelten daran, dass alle Kinder in Deutschland die gleichen Chancen auf eine gute Bildung haben. Demgegenüber glaubten nur 42 Prozent der Jugendlichen, die soziale oder kulturelle Herkunft spiele keine Rolle für gute Bildung. Das seien 9 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr, teilte der Stifterverband mit.

Großen Einfluss auf die Bildungschancen hätten vor allem die Qualität der Schule und Lehrer (92 Prozent), die Zuwendung und Unterstützung (91 Prozent) sowie die Eigenmotivation (90 Prozent)  sagten die Befragten laut Mitteilung. Die Bildung der Eltern sahen 69 Prozent der Befragten als wesentlichen Faktor.

Wichtig für ihre berufliche Zukunft seien Selbstorganisation, Höflichkeit und Toleranz gegenüber anderen Menschen sowie Kenntnisse der deutschen Sprache, meinten demnach fast alle Befragten (98 beziehungsweise 97 Prozent). Mehr als die Hälfte (57 Prozent) glaube zudem, das Programmier- und Softwarekenntnisse für die berufliche Karriere eine wichtige Rolle spielen. Unter Lehren und Lernen mit digitalen Medien verstehen laut Mitteilung 76 Prozent der befragten Jugendlichen nicht nur die Vermittlung technischer Kompetenzen, sondern auch das Lernen, mit digitalen Informationen umzugehen.

Digitale Technologien verbessern Bildungschancen nur bedingt

Auf die Frage, in welcher Form digitale Technologien die Bildungs- und Berufschancen sozial benachteiligter Kinder verbessern könnten, wusste die große Mehrheit der Jugendlichen laut Mitteilung spontan keine Antwort. Acht Prozent nannten den einfachen Zugang zu digitalen Lern- und Nachhilfeangeboten und zu kostenlosen Informationen im Netz. Sieben Prozent der Jugendlichen meinten außerdem, durch in der Schule erlernte Medienkompetenzen würden sich die Zukunftschancen erhöhen. Das gelte allerdings nur, wenn sozial benachteiligte Kinder digitale Geräte kostenlos nutzen könnten. Ansonsten würden digitale Technologien die Ungleichheit eher verstärken – sie seien zu teuer.

"Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, es reicht nicht die Schulen mit digitalen Technologien auszustatten. Voraussetzung für den Erfolg des Digitalpaktes ist, dass Lehrkräfte umfassend aus- und weitergebildet, pädagogische Konzepte entsprechend angepasst werden", sagte Andreas Schlüter, Generalsekretär des Stifterverbandes.

Unter den befragten Jugendlichen sagten laut Mitteilung 53 Prozent, dass ihre Schule nicht so gut mit digitalen Medien ausgestattet sei. Zudem bemängelt die große Mehrheit die Kompetenz der Lehrkräfte: Die Lehrer könnten nicht so gut (46 Prozent) oder schlecht (20 Prozent) mit digitalen Lern- und Lehrmethoden umgehen. 32 Prozent vergaben den Lehrern dagegen gute bis sehr gute Noten.

ckr