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Deutsche Forschungsgemeinschaft
Katja Becker wird Präsidentin der DFG

Die Biochemikerin Katja Becker ist als erste Wissenschaftlerin an die Spitze der DFG gewählt worden. Auch zwei Vizepräsidentinnen wurden gewählt.

03.07.2019

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) bekommt erstmals eine Präsidentin. Die Biochemikerin und Medizinerin Prof. Dr. Katja Becker von der Justus-Liebig-Universität Gießen wurde am Mittwoch als erste Wissenschaftlerin in das Spitzenamt der Forschungsförderorganisation gewählt. Das teilte die DFG zum Abschluss ihrer diesjährigen Mitgliederversammlung in Rostock mit.

Becker ist bereits seit 2014 DFG-Vizepräsidentin und tritt ihr neues Amt am 1. Januar 2020 für zunächst vier Jahre an. Sie folgt damit auf den germanistischen Mediävisten Professor Peter Strohschneider, der seit 2013 DFG-Präsident ist und nach zwei Amtsperioden turnusmäßig ausscheidet.

Zur Wahl in der Mitgliederversammlung im Rahmen der DFG-Jahresversammlung 2019 hatten sich neben Katja Becker auch der Ingenieurwissenschaftler und Prozesstechniker Professor Wolfgang Marquardt vom Forschungszentrum Jülich und die Theoretische Informatikerin Professorin Dorothea Wagner vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) gestellt. Alle drei Kandidierenden waren den Mitgliedern der DFG im April von der Findungskommission vorgeschlagen worden.

Becker: Fachärztin und Wissenschaftlerin

Die künftige DFG-Präsidentin ist laut Mitteilung 54 Jahre alt und sei sowohl in der Wissenschaft als auch in der wissenschaftlichen Selbstverwaltung und Politikberatung "vielfältig ausgewiesen". Geboren wurde Katja Becker am 7. März 1965 in Heidelberg, wo sie auch von 1984 an Humanmedizin studierte, 1991 promoviert wurde und sich 1996 für das Fach Biochemie habilitierte.

Parallel zu ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit – unter anderem am Biochemiezentrum der Universität Heidelberg und auf einem Auslandsaufenthalt an der Universität Sydney – verfolgte Becker ihre klinische und ärztliche Ausbildung. Diese schloss sie nach Stationen in Basel, Oxford und Nigeria sowie an der Kinderklinik der Universität Heidelberg 1998 mit der Facharztprüfung ab. Nach weiteren Tätigkeiten als Oberassistentin in Heidelberg und als Nachwuchsgruppenleiterin am Zentrum für Infektionsforschung der Universität Würzburg hat Becker seit 2000 eine Professur für Biochemie und Molekularbiologie in Gießen inne.

Von 2009 bis 2012 war Katja Becker der Mitteilung zufolge an ihrer Gießener Heimatuniversität Vizepräsidentin für Forschung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und zuvor 2004/2005 Sprecherin des Interdisziplinären Forschungszentrums der Hochschule. Für ihre Arbeiten wurde sie mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit der Carus-Medaille der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und der Rudolf-Leuckart-Medaille der Deutschen Gesellschaft für Parasitologie.

Mit der DFG sei Katja Becker als geförderte Wissenschaftlerin eng verbunden, aktuell etwa als Sprecherin des DFG-Schwerpunktprogramms "Dynamics of Thiol-Based Redox Switches in Cellular Physiology". Seit 2014 sei sie darüber hinaus als Vizepräsidentin und als Vorsitzende der Ständigen Senatskommission für Grundsatzfragen der Genforschung in den Gremien der DFG engagiert.

DFG-Mitglieder ändern die Satzung

Über die Wahl der neuen Präsidentin hinaus hat die Mitgliederversammlung der DFG im Rahmen der Jahresversammlung auch eine Novellierung der Satzung beschlossen. Die Änderungen sollen Grundlage für die künftige Arbeit in der DFG-Leitung sein. Gleichzeitig leitete DFG in Rostock auch das Verfahren ein, mit dem die Generalsekretärsposition neu besetzt wird.

Mit den jetzigen Satzungsänderungen werde für den Präsidenten oder die Präsidentin der DFG eine Richtlinien- und eine Geschäftsverteilungskompetenz eingeführt. Für die Position des Generalsekretärs oder der Generalsekretärin werden – neben den Aufgaben als Mitglied des Vorstands – weitere Kompetenzen in der Satzung festgeschrieben. Dieser umfassen die Leitung der Geschäftsstelle und den Vollzug des Wirtschaftsplans.

Die bisher unbefristete Amtszeit für die Mitgliedschaft im Vorstand werde nun begrenzt, wie dies auch andernorts bei entsprechenden Leitungspositionen gängige Praxis sei. Die Amtszeit könne künftig bis zu acht Jahre betragen, wobei Wiederbestellungen möglich sind.

Darüber hinaus wird die bisher unter besonderen Voraussetzungen mögliche dritte Amtszeit des Präsidenten oder der Präsidentin aus der Satzung gestrichen.

Parität im Senat der DFG

Die Mitgliederversammlung hat laut Mitteilung in Rostock außerdem zwölf neue Mitglieder in den Senat der DFG gewählt. Acht der neuen Senatsmitglieder sind Frauen. Insgesamt gehören dem 39-köpfigen Senat nun 20 Wissenschaftlerinnen an.

Von den zwölf Senatsplätzen wurden zwei im Bereich Ingenieurwissenschaften, jeweils drei in den Bereichen Lebenswissenschaften und Geistes- und Sozialwissenschaften sowie vier im Bereich Naturwissenschaften besetzt.

36 der 39 Senatsmitglieder werden von der Mitgliederversammlung gewählt; dazu kommen die Präsidenten der Hochschulrektorenkonferenz, der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften und der Max-Planck-Gesellschaft.

Der Senat ist das zentrale wissenschaftliche Gremium, in dem alle wesentlichen Angelegenheiten der DFG beraten und beschlossen werden. Im Vorfeld der konkreten Förderentscheidungen sei der Senat zuständig für Entscheidungen in der Forschungsförderung sowie für die Gestaltung des Begutachtungs-, Bewertungs- und Entscheidungsverfahrens.

Aus dem Senat scheiden zwei Wissenschaftlerinnen aus, die zu Vizepräsidentinnen der DFG gewählt wurden – die Bremer Informatikerin Prof. Dr. Kerstin Schill und die Berliner Medizinerin Prof. Dr. Britta Siegmund. Neben den beiden Neuen wurde der Ingenieur Prof. Dr. Frank Allgöwer für eine weitere Amtszeit als Vizepräsident gewählt.
 
zuletzt aktualisiert am 04.07.2019 um 12.10 Uhr

gri/ckr