Gruppe von Studierenden unterschiedlicher Ethnien
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Europäische Kommission
Kaum Daten zu Studierenden gesammelt

Europäische Universitäten können nicht prüfen, ob ihre Maßnahmen für mehr Chancengerechtigkeit wirken. Dafür erheben sie nicht genug Daten.

30.08.2019

Die europäischen Länder erheben nicht ausreichend Daten zum ethnischen und sozioökonomischen Hintergrund von Studierenden an Universitäten. Dadurch können die Effekte von politischen Maßnahmen, die den Personenkreis mit Zugang zu einer Hochschulbildung ausweiten sollen, kaum überprüft werden. Das geht aus einem neuen Bericht der Europäischen Kommission hervor, über den zunächst die Zeitschrift "Times Higher Education" berichtete.

"Ohne spezifische Evaluationsmechanismen ist schwer nachzuvollziehen, wie effizient politische Maßnahmen sind", sagte Dr. Mabel Sánchez Barrioluengo, eine der Autorinnen des Berichts. Die in vielen Berichten verbreitete Annahme, die Zusammensetzung der Studierendenschaft sei identisch mit der Zusammensetzung der Gesellschaft, könne nicht belegt werden, da es keine Daten dazu gebe.

Ungleiche Teilhabe an Hochschulbildung

Der letzte Fortschrittsbericht zur Bologna-Reform aus dem Jahr 2018 bestätige hingegen, dass einige Studierendengruppen nach wie vor unterrepräsentiert seien. Genannt werden Studierende aus einem niedrigen sozialen Umfeld, Studierende mit Migrationshintergrund sowie chronisch kranke und behinderte Studierende. Die Teilhabe an höherer Bildung sei daher immer noch in hohem Maße ungleich.

Die europäischen Hochschulen erheben dem Report zufolge meist nur Daten, die zwischen nationalen und internationalen Studierenden unterscheiden. Der Migrationshintergrund werde jedoch "kaum erfasst". Mit Außnahme des Vereinigten Königreichs und Schweden erheben Länder in Europa demnach auch "selten" Daten zum sozialen Umfeld der Studierenden.

In einigen Ländern, darunter Deutschland und Frankreich, sei die Sammlung ethnischer Daten von Studierenden rechtlich nicht erlaubt. Dazu kämen grundsätzliche datenschutzrechtliche Bedenken in Europa. Auch die Kosten der Datenerhebung stünden der Evaluation im Wege.

Die Europäische Kommission hofft laut Bericht, dass zukünftig mehr solche Daten erhoben werden. Die Kriterien für soziale Klassen müssten für bessere Vergleichbarkeit zwischen den Ländern gemeinsam definiert werden.

ckr