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Studierfähigkeit
Keine Besserung in Sicht

Viele Studienanfänger sind nicht ausreichend auf die Uni vorbereitet, meint der HRK-Präsident. Das ist nichts Neues, meint unser Kommentator.

Von Felix Grigat 18.06.2019

Seit der Antike klagen Väter- und Müttergenerationen über die fehlende Disziplin der Jugend, über deren Sittenverfall und mangelnde Leistung. Auch an den Hochschulen gehört dies zum Standardrepertoire wenn es um Studium und Lehre geht. Betreibt also der HRK-Präsident nur das übliche Bashing der jüngeren Generation durch die ältere, wenn er die Fähigkeiten der Studienanfänger kritisiert? Nein. Was er sagt, ist allerdings seit Jahrzehnten bekannt.

Um den Studienanfängern vor Augen zu führen, was sie in ihrem Wahlfach erwartet, hatte der Hochschulverband bereits in den achtziger Jahren das Buch "Studierfähigkeit konkret" veröffentlicht. Auch dort wurde die "unzureichende schulische Vorbildung der Studierwilligen" bemängelt. Bis heute hat sich nichts geändert. Der Übergang von Schule zur Hochschule ist "hochgradig gestört" konstatierte unlängst der Bildungsforscher Ladenthin.

Dazu kommen viele auch negative Veränderungen der Lebens- und Kommunikationswelt durch die Digitalisierung. Die Lösung, die Leistungsanforderungen des Abiturs ernst zu nehmen, es als "Hochschulreife" wieder ins Recht zu setzen, wird politisch und gesellschaftlich nicht gewollt. Dagegen steht schon die geballte Macht der Eltern, die nur "das Beste" (das Abitur) für ihren Nachwuchs wollen. Die Bildungspolitik will dem mit dem Festhalten am status quo entsprechen. Man kann nur hoffen, dass es die Begabten schaffen, sich durchzuschlagen.