Riesige Werbetafel mit dem Bild des chinesischen Staatschef Xi Jinping und chinesischer Schrift ("Chinesischer Traum, Weltraum Traum").
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Volksrepublik China
Keine Lesung aus Staatschef-Biografie

Die Konfuzius-Institute in Duisburg und Hannover haben eine Lesung aus einer neuen Xi Jinping-Biografie abgesagt. Die jeweiligen Unis intervenieren.

25.10.2021

Stefan Aust, ehemaliger Chefredakteur von "Der Spiegel" und der China-Kenner und Korrespondent Adrian Geiges haben eine neue Biografie über den chinesischen Staatschef Xi Jinping veröffentlicht. Für Mittwoch war eine Lesung geplant, die online parallel von den Konfuzius-Instituten in Hannover und Duisburg veranstaltet werden sollte. Auf Drängen Chinas wurden diese nun offenbar abgesagt, wie Geiges dem NDR mitteilte.

Es ginge bei der Absage nicht etwa um kritische Inhalte des Buches, sondern um den Kult, der um den Portraitierten herrsche: Laut diesem dürfe über den Staatschef nicht wie über einen normalen Menschen gesprochen werden. Mitautor Stefan Aust versteht die Absage laut dem veröffentlichenden Piper-Verlag als Versuch einer Diktatur, "ihre gegen unsere Freiheit gerichteten Werte international durchzusetzen". Verlegerin Felicitas von Lovenberg nennt die Absage ein "beunruhigendes und verstörendes Signal", wie verschiedene Medien berichten.

Auch die Leibniz Universität Hannover kritisiert die Absage: Eine Sprecherin machte deutlich, dass die Universität weder in die Organisation, noch in ihre Absage involviert gewesen sei. Sie werde aber die Zusammenarbeit mit dem Leibniz-Konfuzius-Institut e.V. überprüfen, da jegliche "politische Einflussnahme auf Forschung, Lehre und Öffentlichkeitsarbeit durch ausländische Regierungen strikt zurückzuweisen" sei, wie der NDR zitiert. Die Universität lade die Autoren und den Verlag der Xi Jinping-Biografie ein, die Lesung an der Universität durchzuführen.

Die Universität Duisburg-Essen reagiert ähnlich irritiert und bietet sich mit ihrem Institut für Ostasienwissenschaften IN-EAST ebenfalls als Gastgeberin einer Lesung an. Auch sie möchte das Gespräch mit der Leitung des ortsansässigen Konfuzius-Instituts suchen. Aus der Vergangenheit seien der Universität keine Fälle direkter Einflussnahme der chinesischen Staatsführung auf das Programm des Konfuzius-Instituts in Duisburg bekannt geworden.

Konfuzius-Institute sind offizielle Kultur- und Bildungsinstitutionen, die von der Zentrale der Konfuzius-Institute, einer Unterabteilung des chinesischen Bildungsministeriums gefördert werden. In Deutschland gibt es neunzehn Institute, die in Kooperationen zwischen einer lokalen und einer chinesischen Hochschule betrieben werden.

zuletzt aktualisiert am 26.10.2021 um 08:49 Uhr, zuerst veröffentlicht am 25.10.2021 um 16:35 Uhr

cpy