Grüne Landschaft im Außenspiegel eines Autos
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Klimawandel
Leopoldina fordert sofortige Maßnahmen zum Klimaschutz

Die Nationalakademie Leopoldina will eine schnelle Wende in der Klimapolitik. Nur so sei das Ziel des Pariser Klimaabkommens noch zu erreichen.

23.07.2019

Die Nationale Wissenschaftsakademie Leopoldina hat die Bundesregierung zu einer unmittelbaren Wende in der Klima- und Energiepolitik aufgefordert. Um die vereinbarten Klimaziele noch zu erreichen, sei eine "konsequentere, transparentere und zügigere Umsetzungsstrategie" notwendig, heißt es in einer am Dienstag vorgelegten Stellungnahme.

Die nationale Klimapolitik müsse "den Bürgerinnen und Bürgern, den Städten und ländlichen Regionen sowie der Wirtschaft insgesamt Planungssicherheit geben und schnell Weichen stellen, um den immer teureren und ungerechten "Business as Usual"-Pfad zu verlassen und auf den Pfad einer nachhaltigen Entwicklung zu gelangen", heißt es in der Stellungnahme.

Zu den in der Stellungnahme vorgestellten "unverrückbaren" Sofortmaßnahmen zum Schutz des Klimas gehören eine schrittweise steigende CO2-Bepreisung und eine sozialverträgliche Re-Investition dieser Einnahmen – unter anderem in kohlenstoffarme Infrastruktur und in eine "Klimadividende". Klimaschützendes Wirtschaften und Verhalten könne dann sogar zu einem finanziellen Gewinn führen, vor allem bei niedrigen Einkommen. Unter diesen Anreizen könne eine CO2-Bepreisung auch zu einem früheren Kohleausstieg führen.

Nach Ansicht der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler müsse die Politik zudem in erneuerbare Energien und Speichertechnologien investieren sowie eine "massive Elektrifizierung" des Verkehrs umsetzen. Der öffentliche Personennahverkehr müsse erheblich ausgebaut werden, in den Städten solle der ÖPNV und Fahrradverkehr Priorität haben. Zudem müsse mehr Verkehr auf die Schiene verlagert sowie internationaler Flug- und Schiffsverkehr mit einem CO2-Preis versehen werden. Nötig sei ein wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Erneuerungsprozess.

Deutschland hinkt Klimazielen hinterher

Das Ziel der Klima- und Umweltpolitik sei es, die sich bereits abzeichnenden katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels zu verhindern oder wenigstens zu mindern. Die Bundesregierung habe bereits verschiedene Maßnahmen vorgesehen und CO2-Reduktionsziele definiert. Das Zwei-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens sei jedoch nur noch zu erreichen, wenn sofort nationale wie auch internationale Vereinbarungen eingehalten werden. Nach heutigem Stand werde Deutschland die im Pariser Klimaabkommen mit der EU vereinbarten Ziele für 2020 nicht erreichen. Damit Deutschland seine Klimaziele 2030 erreichen könne, bedürfe es der genannten Schritte.

"Die Politik muss der Bevölkerung die Konsequenzen und Alternativen von Maßnahmen ehrlich vermitteln, vor allem auch die Chancen und Vorteile einer Einigung im Klimaschutz gegenüber den Kosten und Schäden verpasster Klimaschutz-Ziele", so die Leopoldina. Mit dem derzeitigen Rückenwind aus der Bevölkerung habe die Politik die einmalige Chance, diese Herausforderung jetzt zu meistern.

Auch die "Wirtschaftsweisen" – ein Beratergremium der Bundesregierung – hatten einen CO2-Preis empfohlen. Am 20. September will das Klimakabinett der Bundesregierung ein umfassendes Paket verabschieden, um Deutschland beim CO2-Sparen wieder auf Kurs zu bringen.

ckr/dpa