Bernd Lucke im Anzug vor einer Kamera
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Hamburg
Lucke fordert Disziplinar-Verfahren gegen sich

Bernd Lucke hat um ein Disziplinarverfahren gegen sich als Professor gebeten. Der AfD-Gründer will damit Zweifel an seiner Verfassungstreue ausräumen.

29.10.2019

Der AfD-Gründer Bernd Lucke hat die Hamburger Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank aufgefordert, seine Verfassungstreue zu überprüfen. "Leiten Sie bitte ein Disziplinarverfahren gegen mich ein!", sagte er in einem von der "Zeit" moderierten Streitgespräch. Er wolle dadurch Zweifel ausräumen, dass er sich in seinem politischen Wirken nicht stets aktiv für die freiheitlich-demokratische Grundordnung eingesetzt habe, so Lucke.

Lucke ist kürzlich nach fünf Jahren als Europaabgeordneter als Wirtschaftsprofessor an die Universität Hamburg zurückgekehrt. Wegen seiner "kritischen Vergangenheit" in der AfD hatte die Studierendenvertretung zu Protesten gegen ihn aufgerufen, die in Tumulte mündeten. "Ja, diese Vorwürfe gegen mich sind ein Makel für die ganze Universität", sagte Lucke im Gespräch mit Fegebank. "Ich dürfte kein Beamter sein, wenn die Vorwürfe des Asta zuträfen. Also lassen Sie bitte untersuchen, ob ich mich pflichtgemäß verhalten habe!"

Die Wissenschaftssenatorin reagierte zurückhaltend auf Luckes Forderung: "Sie haben die Partei gegründet, die heute einen rechtsextremen Weg geht. Diese Verantwortung kann Ihnen niemand abnehmen, auch ich nicht", sagte Fegebank. Dass der Asta vor dem Hörsaal gegen Lucke protestiert und Flugzettel verteilt habe, sei legitim gewesen. "Und in Ihrem Fall finde ich diesen Protest auch nachvollziehbar", so Fegebank. Lucke sei unbestreitbar eine Persönlichkeit, die Emotionen hervorrufe.

Zu Kritik, sie habe die Störung von Luckes Vorlesung zunächst nicht eindeutig verurteilt, sagte Fegebank: "Wenn das erste Statement falsch verstanden wurde, dann ist das bedauerlich." Darauf erwiderte Lucke: "Ich nehme Ihre Entschuldigung an."

Lucke lehnt Online-Vorlesung ab

Fegebank sagte zudem, es müsse alles getan werden, damit Luckes Vorlesungen ordnungsgemäß stattfinden können. Die Universität hatte dafür auch die Variante einer digitalen Vorlesung ohne Präsenz von Lucke ins Spiel gebracht. Das habe der Ökonom jedoch abgelehnt, teilte der Senat mit.

Am Montag hatte Fegebank Uni-Präsident Professor Dieter Lenzen auf dessen Bitte hin angewiesen, dass die Präsenzvorlesung auch in dieser Woche stattfinden soll – "natürlich mit Unterstützung der Wissenschaftsbehörde und im engsten Austausch mit den Sicherheitsbehörden", sagte die stellvertretende Senatssprecherin Julia Offen. Genaue Maßnahmen, wie die Vorlesung am Mittwoch geschützt werden soll, könnten nicht bekanntgeben werden, teilte ein Sprecher der Innenbehörde mit.

ckr/dpa

aktualisiert am 29.10.2019 um 15:58 Uhr