Logo der ENA in Straßburg
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Elitehochschule ENA
Macron ersetzt ENA durch neue Verwaltungs-Hochschule

Frankreichs Präsident löst die Straßburger Elitehochschule ENA auf. An ihre Stelle soll ein Institut des öffentlichen Dienstes treten.

09.04.2021

Die umstrittene französische Verwaltungshochschule ENA soll nach den Worten des französischen Präsidenten Emmanuel Macron abgeschafft und durch eine breiter aufgestellte Einrichtung ersetzt werden. Anstelle der "École Nationale d'Administration" (ENA) sei ein "Institut du Service Public" (ISP), ein Institut des Öffentlichen Diensts, geplant, kündigte Macron am Donnerstag in Paris an. Er sprach von einer "tiefgreifenden Umwälzung". Kritiker bezweifeln, dass echte Reformen folgen.

An der neuen zentralen Ausbildungsstätte für den gehobenen Verwaltungsdienst sollen nach Medienberichten mehr junge Leute aus bildungsfernen Schichten als bislang für den öffentlichen Dienst rekrutiert werden. Das Auswahlverfahren soll offener werden. Das ISP soll weiterhin in Straßburg sitzen, aber internationaler und wissenschaftlicher werden. In dem Institut sollen gut ein Dutzend weitere Elitehochschulen aufgehen.

Die prestigeträchtige Hochschule in Straßburg war in den vergangenen Jahren immer wieder in die Kritik geraten – für Gegner gilt sie als Ausbildungsstätte für einen kleinen Zirkel abgehobener Elite-Technokraten. Macron, der selbst Absolvent der ENA ist, hatte bereits vor rund zwei Jahren nach den Dauerprotesten der "Gelbwesten" angekündigt, dass die ENA abgeschafft werden solle. Während zwischenzeitlich auch Reformen der ENA zur Debatte standen, hat sich Macron nun doch zur Abschaffung der Hochschule entschlossen. Auch frühere Reformpläne ehemalige Präsidenten waren am Widerstand der Betroffenen gescheitert.

Die Elite-Verwaltungshochschule ENA wurde 1945 direkt nach dem Zweiten Weltkrieg unter der provisorischen Regierung von General Charles de Gaulle ins Leben gerufen. Ziel war es damals, die Rekrutierung von Spitzenfunktionären für den Staat zu demokratisieren. Das ehemalige Ziel der Chancengleichheit gilt heute als nicht erfüllt. Ein guter Abschluss bei der ENA öffnet in Frankreich weiter die Türen für die Topetagen in Verwaltung, Diplomatie, Politik und Privatwirtschaft. Der Zugang erfolgt über eine anspruchsvolle Aufnahmeprüfung. Die Absolventen stammen größtenteils aus besserverdienenden Familien.

aktualisiert am 9.4.2021 um 14:32 Uhr, zuerst veröffentlicht um 12:00 Uhr

ckr/dpa