Ein Stapel Buttons bedruckt mit den Worten "Ask for Evidence" der US-amerikanischen Forschervereinigung AAAS
dpa

Proteste gegen die US-Regierung
"Make America smart again"

Die US-amerikanische Wissenschaft mobilisiert gegen Einschnitte in die Forschungsfreiheit. Auch die Forschungsorganisation AAAS beteiligt sich.

Von Felix Grigat Ausgabe 3/17

Wissenschaftler und Wissenschaftsorganisationen in den USA protestieren in ungewöhnlich scharfer Form gegen die ersten Erlasse und Handlungen der neugewählten Regierung unter US-Präsident Donald Trump. Anordnungen, die Kommunikation an Bundesbehörden zu unterdrücken, wie auch das angeordnete Einreiseverbot für Menschen aus bestimmten muslimischen Ländern hätten auf viele Wissenschaftler "tief verstörend" gewirkt, sagte Barbara Schaal, Präsidentin der AAAS, der größten Forschervereinigung der USA, zur Eröffnung der Jahrestagung.

Protestieren für wissenschaftsfreundliche Politik

Diese Anordnungen bedrohten Eckpfeiler der wissenschaftlichen Praxis. "In diesem Moment denken viele von uns, dass es wichtig ist, sich zu Wort zu melden. Nicht als Einzelpersonen mit einer politischen Agenda – obwohl jeder von uns selbstverständlich politische Positionen vertritt –, sondern als Wissenschaftler, die sich für eine Politik einsetzen, die Wissenschaft fördert", sagte Schaal. Es sei wichtig, dass Wissenschaftler und Ingenieure die Idee teilten, dass "Wissenschaft ein öffentliches Gut" sei und das tägliche Leben verbessere. Für die Wissenschaft seien offene Kommunikation, der freie Austausch von Ideen und die ungehinderte Reisemöglichkeit für Forscher über internationale Grenzen hinweg essentiell.

Der Vorstandsvorsitzende der AAAS, Rush Holt, kritisierte, dass die Trump-Administration Angestellte der nationalen Umweltbehörde und des Agrarministeriums daran hindere, mit den Medien zu kommunizieren und sich in den sozialen Medien zu engagieren. Er sei besorgt, dass die Stimmen von Forschern und anderen, die für die Bundesbehörden arbeiteten, zum Schweigen gebracht werden könnten. Zensur, Einschüchterung oder andere Behinderung der Freiheit von Wissenschaftlern, die von Regierungsbehörden angestellt oder gefördert würden, seien schädlich für den Fortschritt der Wissenschaft.

62 Nobelpreisträger unterzeichneten Petition gegen Reiseverbot

Eine Petition gegen den Reisebann des amerikanischen Präsidenten wurde von 62 Nobelpreisträgern, 146 Wissenschaftlern, die mit anderen renommierten Preisen ausgezeichnet wurden, 521 Mitgliedern der Nationalen Wissenschaftsakademie sowie 74 000 weiteren Wissenschaftlern und Fakultätsmitgliedern unterzeichnet. Die Dachgesellschaft von 62 amerikanischen Spitzenuniversitäten forderte Trump auf, der Welt die traditionelle Gastfreundschaft Amerikas zu demonstrieren: "Andere Länder haben sich längst aufgemacht, diesem Land die wissenschaftliche Führungsrolle streitig zu machen", ihnen dies zu ermöglichen, "würde unserem Land einen irreparablen Schaden zufügen".

Als Höhepunkt der vielfältigen und landesweiten Proteste und Initiativen ist eine Demonstration von Wissenschaftlern in Washington am 22. April geplant. Die Veranstalter rufen alle zur Teilnahme auf, die öffentlich geförderte und kommunizierte Forschung als Eckpfeiler der menschlichen Freiheit und des Wohlstands betrachten. Sie fordern auch dazu auf, in anderen Städten weltweit ähnliche Demonstrationen durchzuführen.